Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

74 „Eine genaue Durchforschung des Terrains auf dem Hohenstein führt, zu dem Resultate, dass Spuren von Menschenhänden deutlich wahrnehmbar sind. Am auffallendsten sind einige Gruben, größere wie kleinere, wovon die bedeutendste eine Länge von 8m, eine Breite von 2m und eine Tiefe von 3m besitzt. Weiters behauptet mein Gewährsmann Herr Lehrer V. Hauch in Schwand (ein gebürtiger Eggelsberger), in seinen Kinderjahren auf dem Hohensteine Spuren eines Mauerwerkes gefunden zu haben. Dass hier einst eine Burg stand, ist daher nicht nur nicht ausgeschlossen, sondern sehr wahrscheinlich. Wohl darf dabei nicht an majestätische Bauwerke gedacht werden, wie sie die Ufer der Donau aufweisen. Nichts von alledem. Primitiv, vielleicht zum Großtheile aus Holz gebaut, mochte sie den Platz an der Straßengabelung beherrscht haben, zum Wegelagern wie geschaffen. Wie soviele mittelalterliche Beste ähnlicher Art spurlos verschwanden, so mag es auch mit dieser Burg gewesen sein. Die Mitwelt musste es als Pflicht ansehen, eine Stätte zahlloser Verbrechen dem Erdboden gleich zu machen.“ Bei einer Begutachtung des als Hohenstein bezeichneten Bergrückens westlich der St.-KolomanKapelle konnten keine positiven Geländemerkmale einer oder der Burg Hohenstein verifiziert werden. Bei den angeführten Gruben handelt es sich nicht um die Rudimente eines Herrensitzes, sondern um Materialentnahmegruben (KG Haselreith, GST-NR 3). In Widerspruch zu den Angaben von Max Schlickinger verortete Norbert Grabherr die Burg Hohenstein nicht auf dem Höhenrücken nahe der St.-Koloman-Kapelle, sondern auf einem „Hangsporn nächst den Bauernhäusern Gratzer und Haunsberger“. Die angeführten Gutshöfe lassen sich mit den Anwesen vulgo Gratzengut in Unterhaunsberg 5 und vulgo Haunspergergut in Oberhaunsberg 4 identifizieren. Die Blattschnittkoordinaten verweisen wiederum auf das Areal zwischen den beiden Gutshöfen, etwa 0,6 km nordostöstlich der von Schlickinger genannten Lagestelle (KG Haselreith, GST-NR 70, 76/1, 76/2, 77, usw.). Bei der archäologischen Landesaufnahme des Bezirkes Braunau durch Marianne Pollak und Adolf Stelzl konnten auf dem Areal keine positiven Geländemerkmale einer oder der Burg Hohenstein verifiziert werden. In den Digitalen Geländemodellen sind ebenfalls keine Spuren eines Sitzes oder einer Wehranlage erkennbar. Besonders irritierend ist, als der von Grabherr angeführte „Hangsporn“ nirgendwo vorhanden ist. (Das flache Waldstück südlich der angeblichen Lagestelle weist Wölbackerfluren auf, die dem Spätmittelalter bzw. der frühen Neuzeit zugerechnet werden). Die angeführten urkundlichen Nennungen des Engelramus de Hohenstein und seiner Tochter Alheidis verweisen nach der Urkundendatenbank der Universität Köln (Monasterium) auf die oberbayerische Burg Hohenstein, die heute noch als denkmalgeschütztes Flurdenkmal (Burgstall) vorhanden ist (Gem. Staudach-Egerndach, Landkreis Traunstein, Oberbayern). B. SCHLICKINGER 1894, 21 – 31 SCHIFFMANN 1904 KRIECHBAUM 1932, Nr. 253, 178 SCHIFFMANN 1935b, 321 (St. Kolomann) SONNTAG 1985, 264ff. POLLAK 1992, Fußnote 54, 218 C. Lageskizze von M. Schlickinger D. 40312 KG Haselreith, GST-NR 3 (Lagestelle nach Schlickinger) 40312 KG Haselreith, GST-NR 70, 76/1, 76/2, 77, usw. (Lagestelle nach Grabherr) E. -25593,22 / 329041,52 (Lagestelle nach Schlickinger) -24910,65 / 329123,02 (Lagestelle nach Grabherr) F. Kein Ansitz / Burgstelle / Wehranlage erkennbar

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