Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

721 I/19/10 Sattl (Langleitner) A. Die bewaldete Bergkuppe 0,2 km nördlich des Anwesens vulgo Langleitner (Oberleitner) in Sattl 3 weist eine kegelstumpfförmige Wehranlage auf. Auch wenn das Objekt an einen mittelalterlichen Hausberg erinnert, so dürfte aufgrund der ‚rondellartigen‘ Bauweise doch ein weiteres Vorwerk der Burg Sarmingstein vorliegen. Für diese Annahme spricht auch das ALS-Geländemodell, in dem eine gewisse Ähnlichkeit mit dem etwa 370 m entfernten Kanonenrondell zu erkennen ist. Sinn und Zweck der beiden Befestigungen war offensichtlich die Überwachung der hier über den sog. Sattl (Sattel) führenden Altstraße nach Waldhausen. B. SCHIFFMANN 1935b, 328 (Sattel) C. D. 43016 KG St. Nikola an der Donau, GST-NR 497/1 E. X 119308, Y 345754 F. Undatierte Befestigung (vmtl. frühe Neuzeit) I/19/11 Helchenburg (ruptum castrum domine Helchin) A. Eines der geheimnisvollsten Objekte der oberösterreichischen Burgenlandschaft ist die Helchenburg, die in Urkunden und Taidingbüchern des 12. bis 15. Jhdts. als „gebrochene Burg der Frau Helche(n)“ aufscheint. Ungewöhnlich ist schon einmal, dass eine Burg nach einer Frau benannt ist; noch mysteriöser ist deren Name, denn auch die erste Gattin des sagenhaften Hunnenkönigs Etzel (Attila) hieß bekanntlich Helche. Viele Theorien ranken sich um diese Feste und ihre Herrin - gelüftet werden konnte das Geheimnis bislang aber nicht. Franz Steinkellner argumentiert, dass die Helchenburg möglicherweise nie bestanden habe, sondern nur „auf einem Stück gesteinsbrockenübersäter Natur aufbaut“, das mit der Frau Helche des Nibelungenliedes in Verbindung gebracht wurde. Andererseits sind da mehrere Schriftquellen und Taidingbücher, in denen u. a. eine Grenzziehung definiert und somit ein real existentes Objekt umrissen wird. Natürlich könnte die Burgherrin auch eine Person des Hochmittelalters gewesen sein, die zufällig denselben Namen wie die sagenhafte Hunnenkönigin trug. Denn Helche ist ohne Zweifel germanischer Provenienz und gehört zur Namenskategorie von Helca, Helche, Helica, Heilika.135 Der Historiker Klaus Birngruber hat sich in seiner Diplomarbeit intensiv mit den frühen Urkunden des Klosters Waldhausen (1147–1332) beschäftigt. Die von ihm ausgehobenen historischen Nachrichten scheinen die Existenz der/einer Helchenburg jedenfalls zu unterstützen: Die älteste, echt urkundliche Nennung der/einer Helchenburg durch Papst Lucius III. bestätigt am 11. April 1182 oder 1183 eine Grenzziehung: „... videlicet a rivulo, qui Chrewspach dicitur, per ascensum usque ad ruptum castrum domine Helchin, item a summitate moncium, sicut nix labitur et ymbres fluunt, usque in alveum Danubii.“ Die nächste Nennung findet sich im zwischen 1265 und 1332 als Fälschung neu aufgelegten zweiten Stiftbrief des Klosters Waldhausen von 1147, und zwar in einem Zusatz, das Stegrecht betreffend: „…a loco, ubi rivulus Baeidenpach intrat in Danubium, in ascensu supra usque ad rivulum iuxta ruptum castrum domine Helchin….“ Gesetzt den Fall, die Helchenburg sei mehr als Fiktion, wirft ihre Lokalisierung dennoch immense Schwierigkeiten auf. Papst Lucius III. nennt 1182 oder 1183 zwar einen Chrewspach (= Krebsbach), oberhalb dessen sich die gesuchte Burg befunden haben soll, umstritten ist indes, welcher Bachlauf damit gemeint sein könnte. Norbert Grabherr neigte dem Dimbach zu, jedenfalls legte er die 135 So trug etwa die erste namentlich bekannte Äbtissin des Klosters Niedernburg in Passau den Namen Heilika (* um 954 Hof, † 1020 Passau). Das Kloster Niedernburg hatte Besitzungen an der unteren Donau, mglw. auch im Strudengau.

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