Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

717 Wenzel Hollar, Federzeichnung, um 1644 Matthäus Merian, Sälblingstein, 1649 D. 43016 KG St. Nikola an der Donau, GST-NR 682, 684, (nahe) Sarmingstein 7 E. X 119405, Y 344988 F. Basteianlage, nicht mehr erhalten; Turmruine I/19/5 Langenstein (Krautberg, Seyrberg) I/19/5 Langenstein: Der Turm am Langenstein wurde im Zuge der Donauregulierung 1854 beseitigt, KG. St. Nikola. 1351 II.11. Werbenstain vber die Chlaws in dem Paumgarten niderhalb dez Diezzenpachs. Quelle: oöUB II/232. Lage: 3,7 v.o., 7,9 v.li.o. (53). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Grundsätzlich ist anzuführen, dass die urk. Nennung von 1351 Werbenstain vber die Chlaws in dem Paumgarten niderhalb dez Diezzenpachs mit der Felskuppe Langenstein und dem Turm überhaupt nichts zu tun hat. Bei den in der Urkunde angeführten Örtlichkeiten handelt es sich um die Burg Werfenstein, die Klause unterhalb der Mündung des Gießenbaches sowie um den Baumgarten, der sich zwischen Werfenstein und Gießenbach befand. Der postulierte „Turm auf dem Langenstein“ ist nicht vorhanden, die einzige hier nachweisbare Befestigung war eine Basteianlage am Fuße des Felsens Langenstein. Zur Forschungsgeschichte: Die Felskuppe nördlich der (denkmalgeschützten) Haussteinkapelle wird als Langenstein bezeichnet, jedoch sind auch die Flurnamen „Krautberg“ und „Seyrberg“ überliefert (Fam. Seyr war Besitzer des benachbarten Bräuerhauses in St. Nikola 24). Wenige Meter westlich der Felskuppe befand sich das Bürgerspital (alte Adresse: Struden 16). Die einst vorhandene Bucht wurde als „Freythof“ bezeichnet, da hier die Leichen der in der Donau Ertrunkenen angeschwemmt wurden. Joseph Roidtner, seinerzeit k.k. Strombauleiter in Grein, berichtet von einem mittelalterlichen Festungswerk am Fuße des Langensteins, das angeblich mittels einer Kette mit dem „keltischen Streit- oder Wartturm“ am Haustein verbunden gewesen war: „Am linken Stromufer gegenüber dem Haussteine lagen am sogenannten Langenstein änliche Festungswerke, wodurch der Landverker jederzeit beeinträchtigt werden konnte. Auch sah man da in dem äusseren Mauerwerke die Vorrichtungen, um die Stromfart an dem Wirbel mit einer Kette zu sperren, welche in dem vorigen Jarhunderte bei Feindësgefar noch Anwendung fand. Die Ueberreste sind gleichzeitig mit dem Hausstein verschwunden, und dieses Machwerk kann nur dem Mittelalter zugewiesen werden.“ Bei den ab 1853 durchgeführten Baumaßnahmen zur Donauregulierung kam insbesondere beim Haustein eine enorme Zahl von prähistorischen (zumeist bronzezeitlichen) Metallfunden zu Tage. Die prähistorischen Funde und die ‚primitive‘ Bauweise des Bergfriedes der Burg Hausstein veranlassten Joseph Roidtner, den Turm der keltischen Epoche zuzuordnen. Die Kette, die die Bastei am Fuße des Langensteins und die Burg Hausstein verbunden haben soll, ist nicht nachweisbar. Das angeführte „mittelalterliche Machwerk“ ist in den Skizzen und Plänen von Joseph Walcher (1791) und Joseph Roidtner (1871) deutlich erkennbar. Es handelte sich um ein rechteckiges Mauergeviert ohne Überdachung, das gegen die Donau hin zwei Öffnungen aufwies; flussabwärts war offensichtlich ein Torbogen. Das Objekt ist höchstwahrscheinlich als spätmittelalterliche oder Fantasielandschaft sein, in der die Eindrücke des Künstlers von einer Donaureise verarbeitet wurden (Vgl. WUTZEL 1972, 10).

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