Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

679 I/11/2 Wasenberg (Kirchstettnerholz) I/11/2 Wasenberg: Im Auwald des Naarnbaches in einer Schlinge desselben, nächst der O. Hart, KG. Hofstätten, das Erdwerk eines Tabors im Kirchstätterholz, Flurname „Wasenberg“; keine Beurkundung. Quelle: FB. 1, S. 68. Lage: 9,3 v.o., 17,9 v.li.o. (52). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Die Ansprache des Wasenberges als „Erdwerk eines Tabor“ ist nicht nachvollziehbar, da das Objekt keineswegs dem Baumuster eines neuzeitlichen Schanzwerkes entspricht. Nach übereinstimmender Auffassung von Mittelalterarchäologen, Denkmalpflegern und Vermessungsbeamten handelt es sich um die Substruktion einer hochmittelalterlichen Burganlage, einem klassischen Hausberg.130 Das Flurdenkmal wurde bereits in den 1920er Jahren von dem Oberlehrer und Heimatforscher Paul Löffler entdeckt. Sein damaliger Bericht: „Wasenberg bei Hart, Gde. Hofstätten, B. H. Perg. Im Hochwalde ungefähr 400 m nördlich von Hart, östlich von dem Einbaumsteg über die Naarn, nächst dem rechten Ufer der Naarn. Steiler, kreisrunder Hausberg mit ebener Oberfläche von etwa 14 m Durchmesser, umgeben von breitem Spitzgraben, der außen einen kleinen Erdaufwurf hat. Höhe über der Grabensohle etwa 6 m, Grabentiefe etwa 2'5 m. Durchmesser der ganzen Anlage etwa 45 m. Vom Grabenrande führt eine seichte Rinne zur Naarn, die leicht zur Bewässerung des Grabens vertieft werden könnte. P. Löffler.“ Aufgrund der akuten Gefährdung des Flurdenkmals durch forsttechnische und sonstige Maßnahmen, wurde eine Planaufnahme durch die Vermessungsabteilung der Oö. Landesbaudirektion angeregt. Bei den überwiegend von Wladimir Obergottsberger durchgeführten Tätigkeiten konnte eine präzise Beschreibung des Hausberges verfasst werden, die in der Zeitschrift ARX veröffentlicht wurde: „Burgstall Wasenberg. Nördlich der Ortschaft Hart, der Gemeinde Mitterkirchen im Machland, Oberösterreich, liegt im Kirchstettner Holz der im Volksmund mit "Wasenberg" bezeichnete Burgstall. Seine Gestalt verdankt er der Entwicklung der normannischen Erdkegelburg. Die auf einem künstlich aufgeschütteten, abgeplatteten Hügel meist aus Holz errichtete Turmburg ist unter dem Namen Motte bekannt. An die Motte knüpfte später die in der Niederung errichtete Wasserburg an. Um die Erdsubstruktion einer solchen in der Niederung angelegten Wasserburg handelt es sich hier. Vermutlich war der Wasenberg der Sitz eines Niederadels, der sich wohl im Gelände, aber urkundlich nicht nachweisen läßt. Die Errichtung solcher Sitze sind im österreichischen Landpuech und Landrecht verankert, die neben oder mit den Burgen im Einzugsbereich einer Herrenburg in Erscheinung treten. So betrachtet, kann man annehmen, daß zur Zeit der Gründung des Klosters Baumgartenberg durch Otto von Machland im Jahr 1141 dieser Sitz schon bestand. Der Name Wasen bedeutet soviel wie "Rasen" oder "feuchte Niederung". Da der Standpunkt des Objektes im Verzweigungsgebiet der Naarn und deren Nebengerinne angelegt wurde, könnte sich der Name "Wasenberg" von "Berg in der feuchten Niederung" her ableiten. Der Wasenberg ist ein Erdkegelstumpf mit vorgelegtem Graben und Wall. Seine höchste Höhe liegt 5 m aber dem gewachsenen Terrain auf einer Höhe von 242,72 m über Adria. Der oberste Durchmesser beträgt 19 m, der der Grabensohle 37 m. Zur Errichtung eines Gebäudes stand somit eine Fläche von 280 m² zur Verfügung. Wird der heutige Erhaltungszustand zugrunde gelegt, mußten 3780 m Erdmaterial umgewälzt werden. Davon betrug der Aushub für den Graben 1090 m³, der einerseits zur Aufschüttung des Vorwalles (310 m³) und andernteils zur Schüttung des Erdkegels verwendet wurde. Zur Erreichung des Endzustandes mußten für den Erdkegel noch 1600 m³ Schüttmaterial herangeschafft werden. Auf Grund empirischer Werte kann man annehmen, daß 10 Mann für 189 Tagwerke oder 27 Wochen zur Errichtung dieser Erdsubstruktion beschäftigt waren.” 130 Der Begriff „Hausberg“ bezeichnet Turmhügelburgen aus einem künstlich aufgeschütteten Hügel, der von einem oder mehreren Wällen bzw. Gräben umgeben ist. Solche Anlagen entstanden hierzulande vor allem im 12. und 13. Jhdt.

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