Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

662 I/19/12 Helchenburg (ruptum castrum domine Helchin) I/19/8 Helchenburg: Die Lagestelle der Helchenburg dürfte mit dem Erdwerk auf dem Hangsporn ober dem Dimbache, nächst dem Bh. Turnecker, KG. Struden, Grundparzelle Nr. 994c und d, gleichzusetzen sein. 1147 V.16. ad rivulum iuxta ruptum Castrum domine helchin et partem silve, que beinwalt dicitur. Quelle: oöUB II/232. Lage: 1,7 v.o., 10,4 v.li.o. (53). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Eines der geheimnisvollsten Objekte der oberösterreichischen Burgenlandschaft ist die Helchenburg, die in Urkunden und Taidingbüchern des 12. bis 15. Jhdts. als „gebrochene Burg der Frau Helche(n)“ aufscheint. Ungewöhnlich ist schon einmal, dass eine Burg nach einer Frau benannt ist; noch mysteriöser ist deren Name, denn auch die erste Gattin des sagenhaften Hunnenkönigs Etzel (Attila) hieß bekanntlich Helche. Viele Theorien ranken sich um diese Feste und ihre Herrin - gelüftet werden konnte das Geheimnis bislang aber nicht. Franz Steinkellner etwa meint, dass die Helchenburg möglicherweise nie bestanden habe, sondern nur „auf einem Stück gesteinsbrockenübersäter Natur aufbaut“, das mit der Frau Helche des Nibelungenliedes in Verbindung gebracht wurde. Andererseits sind da mehrere Schriftquellen und Taidingbücher, in denen u. a. eine Grenzziehung definiert und somit ein real existentes Objekt umrissen wird. Der Historiker Klaus Birnguber hat sich in seiner Diplomarbeit intensiv mit den frühen Urkunden des Klosters Waldhausen (1147–1332) beschäftigt. Die von ihm ausgehobenen Urkunden scheinen die Existenz der/einer Helchenburg zu unterstützen: Die älteste, echt urkundliche Nennung der/einer Helchenburg durch Papst Lucius III. bestätigt am 11. April 1182 oder 1183 eine Grenzziehung: „... videlicet a rivulo, qui Chrewspach dicitur, per ascensum usque ad ruptum castrum domine Helchin, item a summitate moncium, sicut nix labitur et ymbres fluunt, usque in alveum Danubii.“ Die nächste Nennung findet sich im zwischen 1265 und 1332 als Fälschung neu aufgelegten zweiten Stiftbrief des Klosters Waldhausen von 1147, und zwar in einem Zusatz, das Stegrecht betreffend: „…a loco, ubi rivulus Baeidenpach intrat in Danubium, in ascensu supra usque ad rivulum iuxta ruptum castrum domine Helchin….“ In einem Taidingbuch des Klosters Waldhausen von 1409 erscheint wiederum folgender Eintrag: „Zum andern erhebt sich der Purkhfried der zwaier Märkte Sarmingstein und St. Nikla an, unter dem Pächl genannt das Mitterpächl, so bei dem Purggstall etwan Frauen Helkhain zerprochenen Haus oder Schloß gegen den eden Thuern über die Thonaw rinndt…“ Natürlich könnte die Burgherrin auch eine Person des Hochmittelalters gewesen sein, die zufällig denselben Namen wie die sagenhafte Hunnenkönigin trug. Denn Helche(n) ist ohne Zweifel germanischer Provenienz und gehört zur Namenskategorie von Helca, Helche, Helica, Heilika, Helching. In diesem Zusammenhang erscheint geradezu auffällig, dass die erste namentlich bekannte Äbtissin des Klosters Niedernburg in Passau den Namen Eilika, Heilika, Heilka trug. Das Kloster Niedernburg hatte Besitztümer im Bayerischen Wald, im oberen Mühlviertel und im Donautal inne, etwa in Landshaag an der Donau. Es wäre durchaus denkbar, dass sich im Strudengau ein weiterer Stützpunkt des Klosters befunden hat, der vor 1182/83 in einer kriegerischen Handlung zerstört wurde. Gesetzt den Fall, die Helchenburg sei mehr als Fiktion, wirft ihre Lokalisierung dennoch immense Schwierigkeiten auf. Papst Lucius III. nennt 1182 oder 1183 zwar einen Chrewspach (= Krebsbach), oberhalb dessen sich die gesuchte Burg befunden haben soll, umstritten ist indes, welcher Bachlauf damit gemeint sein könnte. Viktor Handel-Mazzetti identifizierte ihn mit dem Gerinne zwischen St. Nikola und Struden, das in seinem Unterlauf die Grenze zwischen den beiden Katastralgemeinden bildet; früher trug es den Namen Mitterbach bzw. Spitalbach. Norbert Grabherr neigte dem Dimbach zu, jedenfalls legte er die Lagestelle der Helchenburg auf einem Sporn oberhalb dieses Gerinnes fest (I/19/8). Weitere Verortungsvorschläge stammen von Konrad Schiffmann (Werfenstein I/19/6) und Georg Grüll (Langenstein I/19/5). Bezüglich der exponiert liegenden Felskuppe, an der der Flurname

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