635 H/21/14e Gugerl (Kleine Burg, Burchecke) A. Die sog. Kürnbergburg am Gipfel des Kürnberges (Kote 526 m) ist nicht die einzige Befestigung in dieser Gegend, die bronzezeitliche Funde ergeben hat. Etwa 1,8 km westnordwestlich liegt hoch über dem Donautal ein exponiertes Hochplateau (Kote 422 m), das einen zweifachen Ringwall aufweist. Ludwig Benesch bezeichnete die Wehranlage als „Kleine Burg“, seit den Forschungen von Ernst Fietz hat sich aber der Name „Gugerl“ eingebürgert. Die in Wilheringer Urkunden des 12./13. Jhdts. mehrfach genannte „Burchecke“ dürfte mit dem „Gugerl“ identisch sein. Das Hochplateau ist für eine Wehranlage geradezu prädestiniert, da es an drei Seiten steil abfällt, und zwar zur Donau, zum Friedgraben und zum Schwarzgraben. Im Südwesten ist ein Quellenbereich vorhanden, der die Wasserversorgung sichern konnte. Das Areal wird durch einen zweifachen Ringwall gesichert. In Richtung Donautal ist der Ringwall nicht mehr verifizierbar; stattdessen streicht hier der habsburgische Wildzaun „Bannwall“, der vom Friedgraben quer übers Gugerl in Richtung Schwarzgraben und weiter führt. Offenbar wurde beim Anlegen des Bannwalles im 16. Jhdt. Teile des Ringwalles eingeebnet. Um das Rätsel der Wehranlage zu lösen, hatte ein „Wilheringer Stiftsherr“ in den 1880er Jahren eine Sondierung durchgeführt. Bei dem Ausgräber dürfte es sich um P. Bernhard Söllinger, Archivar des Stiftes Wilhering, gehandelt haben. Da keine Aufzeichnungen zu der Grabung bekannt sind, ist auch nicht überliefert, wie Söllinger die Fundstelle seinerzeit interpretiert hat. In seiner für damalige Zeiten beachtlichen Arbeit „Zur Lösung des Kürnberg-Rätsels“, die im 68. Jahresbericht des Museums Francisco-Carolinum veröffentlicht wurde, hat Ludwig Benesch auch Überlegungen zur Funktion der Kleinen Burg angestellt. Er sieht sie als Teil eines umfangreichen Befestigungswerkes aus dem Frühmittelalter, zu dem auch der Bannwall gehörte. Oswald Menghin deutete die Wehranlage als mittelalterlichen Hausberg, allerdings ohne das Objekt jemals gesehen zu haben. Der Prähistoriker schreibt: „Das gleiche gilt von der »kleinen Burg«, die Benesch an der Nordspitze des »Burgbanns« entdeckt hat. Es ist das die einzige wichtigere Stelle, die ich noch nicht selbst in Augenschein genommen habe. Dem Plane nach handelt es sich aber um einen ziemlich typischen Hausberg, d. i. den aus der Erde geschnittenen Unterbau einer Holzburg. Ob sie der karolingischen Zeit oder — was mir wahrscheinlicher vorkommt — erst dem hohen Mittelalter angehört, kann noch nicht entschieden werden.“ Auch Marianne Pollak interpretierte die Wehranlage als „Burgstall mit überhöhtem Mittelwerk“. Ernst Fietz hingegen nahm urgeschichtliches Alter an, konnte es aber mangels Fundmaterial nicht beweisen. Er schreibt: „Menghin hat das Gugerl als Hausberg bezeichnet. Hanns Paul Schad'n definierte 1953, nachdem er 20 Jahre das Thema ,,Hausberg" zusammen mit Wissenschaftern bearbeitet und dabei Kenntnis von 273 derartigen Erdwerken im In- und Ausland gewonnen hatte, den Hausberg als mittelalterlichen Edelmannssitz, der nur dem Herrn und seinem Gesinde als ständiger Aufenthaltsort dient und daher einen verhältnismäßig geringen Fassungsraum hat. Die Urform des Hausberges ist ein aus dem Boden geschnittener oder künstlich aufgeworfener Hügel, von Wall und Graben umgeben, in Form eines Kegel- oder Pyramidenstumpfes, der das feste Haus trägt. Das kräftig aufstrebende Mittelwerk, das den ganzen Platz innerhalb des Grabens einnimmt und diesen meist überhöht, ist also das Befestigungselement, das dem Hausberg seine typische Form gibt und ihn hauptsächlich vom Ringwall unterscheidet bei dem gerade die Mitte frei bleibt. Auch waren die Hausberge fast immer mit einem Wirtschafts- oder Meierhof verbunden, der sich teils unmittelbar an das Werk anschloss oder teils getrennt davon lag. Das ,,Gugerl“ ist ein elliptisch geformtes Plateau, etwa 0,5 ha groß, ohne eigene Wall- oder Mauerspuren, das allseits in einer 2 bis 4 m hohen Böschung abfällt und am Fuß der Böschung mit einem Außenwall umringt ist, mit Ausnahme der Nordseite, weil dort das Terrain steiler abfällt.“
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