Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

633 15 SG Perg I/15/1 Perg (Kalvarienberg, Dollberg, Ziehberg) I/15/1 Perg: Auf dem Kalvarienberg in Perg, KG. Perg, befand sich die Burg der Herren von Perge; die Lagestelle heute verbaut. 1673 Landkarte der Herrschaft Windhag von Clemens Beutler (Topographia Windhagiana aucta) auf einer Nebenkarte eine Abbildung von Perg und Umgebung mit der Darstellung eines im ruinösen Zustand befindlichen Viereckturmes der Burg Perg. Ca. 1050 Walchun de Perge. Quelle: oöUB II/86. Lit.: Grüll, Mühlviertel, S. 142. Lage: 1,0 v.o., 7,0 v.li.o. (34). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Bezüglich der Lagestelle der Burg der Herren von Perge werden in der landeskundlichen Literatur verschiedene Örtlichkeiten genannt. (a) Kalvarienberg Viktor Freiherr von Handel-Mazzetti, Norbert Grabherr und Oskar Hille vermuteten die Burg auf dem Kalvarienberg nordwestlich der Stadt Perg. Handel-Mazzetti schreibt: „Die Frage, ob Perg, der nunmehrige Markt Perg, oder ob die spätmittelalterliche Burg Mitterberg, welche nun nur mehr wenige von Gestrüpp und Buschwerk überwucherte Mauerreste zeigt, die Hauptburg der Vögte von Perg und ihren Stammsitz bildete, dürfte wohl durch die neueren Grabungen und Funde auf den Höhen nördlich des Marktes Perg auf dem Kalvarienberg zugunsten von „Perg" entschieden sein.“ Die von Handel-Mazzetti erwähnten „Grabungen und Funde“ werden in der archäologischen Fachliteratur nicht erwähnt. Das in Frage kommende Areal ist von der im Jahre 1754 vollendeten Kalvarienbergkirche und dem Perger Stadtfriedhof überformt. Positive Geländemerkmale einer ehem. Burgstelle sind weder in historischen Kartenwerken (Urmappe) noch im modernen ALSGeländemodell erkennbar. (KG Perg, GST-NR 187/5, 187/3, 178/4, usw.). (b) Dollberg Nach Meinung der Heimatforscher Florian und Konrad Eibensteiner soll sich die Perger Burg auf dem Dollberg nördlich der Stadt Perg befunden haben. Diese Annahme wurde von dem damaligen Bezirkshauptmann (Landrat) von Perg, Gustav Brachmann, jedoch massiv in Frage gestellt. Positive Geländemerkmale einer ehem. Burgstelle sind weder in historischen Kartenwerken (Urmappe) noch im modernen ALS-Geländemodell erkennbar. Die Kuppe erscheint für einen hma. Herrensitz wenig geeignet zu sein, da das Areal aufwendige Annäherungshindernisse gegen Norden verlangt hätte. (KG Perg, GST-NR 109, .169, .346). (c) Turmruine in der Topographia Windhagiana Die in der Topographia Windhagiana dargestellte Turmruine befand sich offensichtlich auf der orographisch linken Talseite des Flusses Naarn, kann daher mit den obig angeführten Örtlichkeiten (Kalvarienberg, Dollberg) nichts zu tun haben. Nach Gustav Brachmann soll sich die Lagestelle bei dem im Jahre 1838/39 erbauten Tietze-Haus am Schützenweg befunden haben. In den ALSGeländemodellen scheint hier eine auffällige Felskuppe zwischen den Häusern Schützenweg 9 und 15 auf, die aber in jüngerer Zeit von einer modernen Villa überformt wurde (KG Perg, GST-NR 2058/1). Nach anderer Meinung ist die in der Topographia Windhagiana dargestellte Turmruine mit dem bäuerlichen Anwesen vulgo Kallingberger (Haus am Karlingberg) am Karlingberg 3 zu identifizieren. Der ruinöse Zustand des Gutshofes könnte mglw. von einem Brand verursacht worden sein.

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