Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

611 NEUER DATENSATZ / NEUE DATENSÄTZE: H/18/5 Volkenstorf - Tillysburg (Volkenstorf II) Ca. 1100 Arnhalmus de Volkesdorf; 1256 Zerstörung der Burg auf Befehl Ottokar II. wegen des Totschlages an den Landschreiber Witigo durch Ortolf von Volkenstorff; 1422 III.9. „das Ober- vnd das Nider Haws zu Volkenstorff“; 1456 V.15. „die zway Vesten vnd Hewser Volkchenstorff“. Quellen: oöUB II/123; Mon. Germ. Script. 9 , S. 600; oöLA, HA. Greinburg-Kreuzen, Sch. 16, Urk. 290 und Sch. 30, Urk. Nr. 511. Lit.: Grabherr, Burgen u. Schlösser in OÖ., 1. Bd. (1963), S. 241; M. Neweklowsky, Burgensterben, oöHmbl. 19. Jg., H. 3/4, S. 22. (Datensatz nach N. Grabherr, gekürzt). A. Die von N. Grabherr Anfang der 1960er Jahre aufgestellte Hypothese, wonach der Stammsitz der Herren von Volkenstorf in dem namenlosen Waldstück südlich des Weilers Volkersdorf zu lokalisieren wäre, ist aufgrund der Auswertung der ALS-Daten zu problematisieren. Bei der angeblichen Erdsubstruktion einer (Wasser-)Burg handelt es sich offensichtlich um natürliche Terrainformungen (sog. Erosionsrinnen) → H/5/10. Bei einer Besichtigung der Tillysburg im November 2011 fiel dem Verfasser auf, dass sich etwa 200 m südlich des Schlosses die weitläufige Substruktion einer zweiteiligen „Erdkegelburg“ befindet. An der Abfallkante ins Kristeinertal erhebt sich ein aufgeböschter Kegelstumpf von etwa 5 m Höhe und 30 m Durchmesser, der aufgrund seiner Mächtigkeit als Hauptwerk einer Burg in Frage kommt. (Seit dem Jahre 1904 ist er von einer Lourdesgrotte überformt). Wenige Meter westlich des Kapellenhügels besteht ein weiterer Kegelstumpf von etwa 50 m Durchmesser, der vermutlich als zweite Burg (Vorburg) oder befestigter Wirtschaftsbereich anzusprechen ist. Ein weiteres kleines, halbrundes Plateau ist wenige Meter südlich des Hauptwerks zu erkennen, das möglicherweise ebenfalls Bauten der ehem. Burg (Toranlage?) getragen hat. (In der Urmappe ist hier ein kleines Gebäude eingezeichnet, welches im Josephinisches Lagebuch von 1787 als Brunnmeisterhaus bezeichnet wird). Dank der wohlwollenden Unterstützung durch den Grundbesitzer Georg Spiegelfeld-Schneeburg konnte die Fundstelle im April 2013 vermessen sowie mittels Bodenradar und Geomagnetik abgetastet werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchung unterstützen die Annahme, dass es sich bei den Formationen um die tatsächliche Lagestelle der Burg(en) Volkenstorf (Volkersdorf) handelt. Der höhere Kegelstumpf, der die Lourdesgrotte trägt, dürfte mit dem urk. 1422 erwähnten Ober Haws gleichzusetzen sein; der niedere Kegelstumpf wird wahrscheinlich dem Nider Haws entsprechen.119 Es ist Georg Spiegelfeld-Schneeburg hoch anzurechnen, dass er das Unterschutzstellungsverfahren für die bislang unbekannte Burgstelle unterstützt hat, welches im Jahre 2014 abgeschlossen werden konnte. B. PILLWEIN 1828, 263f. LAMPRECHT 1863, 53 SEKKER 1925, 287ff. SCHIFFMANN 1935a, 305 NEWEKLOWSKY 1965, Nr. 85, 22 ZAUNER 1968, 22 – 162, bes. 89ff. FÖ 52, 2013, D3161ff. SCHMID 2014, 111ff. FORSTER 2017, 71ff. https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Volkenstorf 119 Bezüglich alternativer Überlegungen siehe SCHMID 2014, 111ff. u. FORSTER 2017, 71ff.

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