Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

583 C. D. 45312 KG Wilhering, GST-NR 91/1 E. X 65791, Y 350422 (Fridgattern) X 64911, Y 351412 (Hirschenstadel) X 64551, Y 352877 (Dreischrankengattern) F. Erdwerk (ehem. Wildzaun) H/21/14e Gugerl (Kleine Burg, Burgeck) A. Die Kleine Burg, die heutzutage meist „Gugerl“ genannt wird, ist ein elliptisch geformtes Hochplateau in der Donauleiten. Die in Wilheringer Urkunden des 12./13. Jhdts. mehrfach genannte „Burchecke“ dürfte mit der Kleinen Burg identisch sein. Die Lagestelle der Kleinen Burg ist für eine Wehranlage geradezu prädestiniert, da sie an drei Seiten durch Steilabfälle zu Donau, Friedgraben und Schwarzgraben geschützt ist. Im Südwesten ist zudem ein Quellenbereich vorhanden, der die Wasserversorgung sichern konnte. Dieses Hochplateau wird durch einen zweifachen Ringwall gesichert. In Richtung Donautal ist der Ringwall nicht verifizierbar; stattdessen streicht hier der habsburgische Wildzaun „Bannwall“, der vom Friedgraben quer übers Gugerl in Richtung Schwarzgraben und weiter führt. Offenbar wurde beim Anlegen des Bannwalles im 16. Jhdt. Teile des Ringwalles eingeebnet. Um das Rätsel der Kleinen Burg zu lösen, hatte ein „Wilheringer Stiftsherr“ (vermutlich war es P. Bernhard Söllinger, Archivar im Stift Wilhering) in den 1880er Jahren eine Grabung durchgeführt, über deren Ergebnisse leider nichts bekannt ist. Die Spuren dieser Sondierung kann man aber heute noch erkennen. Oswald Menghin deutete die Kleine Burg als mittelalterlichen Hausberg, allerdings ohne das Objekt jemals gesehen zu haben. Der Prähistoriker schreibt: „Das gleiche gilt von der »kleinen Burg«, die Benesch an der Nordspitze des »Burgbanns« entdeckt hat. Es ist das die einzige wichtigere Stelle, die ich noch nicht selbst in Augenschein genommen habe. Dem Plane nach handelt es sich aber um einen ziemlich typischen Hausberg, d. i. den aus der Erde geschnittenen Unterbau einer Holzburg. Ob sie der karolingischen Zeit oder — was mir wahrscheinlicher vorkommt — erst dem hohen Mittelalter angehört, kann noch nicht entschieden werden.“ Auch Marianne Pollak interpretierte die Wallanlage als „Burgstall mit überhöhtem Mittelwerk“. Ernst Fietz hingegen nahm urgeschichtliches Alter der Anlage an, konnte es aber mangels Fundmaterial nicht beweisen. Er schreibt: „Menghin hat das Gugerl als Hausberg bezeichnet. Hanns Paul Schad'n definierte 1953, nachdem er 20 Jahre das Thema ,,Hausberg" zusammen mit Wissenschaftern bearbeitet und dabei Kenntnis von 273 derartigen Erdwerken im In- und Ausland gewonnen hatte, den Hausberg als mittelalterlichen Edelmannssitz, der nur dem Herrn und seinem Gesinde als ständiger Aufenthaltsort dient und daher einen verhältnismäßig geringen Fassungsraum hat. Die Urform des Hausberges ist ein aus dem Boden geschnittener oder künstlich aufgeworfener Hügel, von Wall und Graben umgeben, in Form eines Kegel- oder Pyramidenstumpfes, der das feste Haus trägt. Das kräftig aufstrebende Mittelwerk, das den ganzen Platz innerhalb des Grabens einnimmt und diesen meist überhöht, ist also das Befestigungselement, das dem Hausberg seine typische Form gibt und ihn hauptsächlich vom Ringwall unterscheidet bei dem gerade die Mitte frei bleibt. Auch waren die Hausberge fast immer mit einem Wirtschafts- oder Meierhof verbunden, der sich teils unmittelbar an das Werk anschloss oder teils getrennt davon lag. Das ,,Gugerl“ ist ein elliptisch geformtes Plateau, etwa 0,5 ha groß, ohne eigene Wall- oder Mauerspuren, das allseits in einer 2 bis 4 m hohen Böschung abfällt und am

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