582 Betrachtet man die modernen Geländemodelle, so ist gut erkennen, dass der Wall durch zahlreiche Bringungswege, Rückegassen und Drainagegräben durchschnitten wird. In den Planskizzen, die der Privatarchäologe Ernst Fietz angefertigt hat, ist der Bajuwarenwall noch völlig intakt. Es verwundert, dass die Denkmalbehörde in dieser Sache offensichtlich völlig untätig ist. B. → H/21/14a C. D. 45312 KG Wilhering, GST-NR 91/1, 100/1, 101 45309 KG Rufling, GST-NR 703, 704, 706 E. X 65266, Y 350752 (Steyregger Graben) X 65356, Y 350312 (Turmhügel) X 66106, Y 350282 (Fischkalterbach) F. Ur- / frühgeschichtliche Befestigung (Abschnittswall) H/21/14d Bannwall A. Der Bannwall umringt den Kürnberg in einem weiten Bogen. Seine Höhe mit max. 1 m ist zwar eher bescheiden, aber seine Länge mit über 7 km ist enorm. Man trifft ihn praktisch überall im Wald an, so etwa entlang des Hauptweges zwischen Hirschenstadel und Dreischrankengattern (Kote 439 m), beim Gugerl, in der Donauleiten (Fried-, Schwarz-, Hirschleitengraben) oder im Quellgebiet des Hainzen- und Fischkalterbaches. Ludwig Benesch deutete den Bannwall als Teil der Sachsenburg, einer riesigen Befestigung, die im Frühmittelalter errichtet worden sei. Der Bannwall sei die Grenze des „inneren Burgbannes“ gewesen, daher nannte Benesch ihn auch „Burgbannwall“. Oswald Menghin wiederum vertrat die Auffassung, der Bannwall wäre von Kelten in der Eisenzeit errichtet worden; daher auch seine Bezeichnung „Keltenwall“. Ernst Fietz erkannte, dass der Bannwall für einen keltischen oder frühmittelalterlichen Befestigungswall viel zu niedrig ist; zudem ergibt sein Verlauf keinen strategischen Sinn. Er kam zu dem Ergebnis, dass es sich beim Bannwall um jenen Wildzaun handeln muss, der auf Befehl des Habsburgischen Kaisers Rudolf II. vom 2. April 1580 von den am Kürnberg wohnenden Untertanen errichtet wurde. Der Sinn und Zweck dieses Wildzaunes war es, das einheimische Rotwild und seine Nahrungsquellen vor eingetriebenen Ziegen, Schafen, Schweinen und Rindern zu schützen. Der Zaun war ursprünglich ca. 2,5 m hoch und bestand aus Spaltholz. Die Basis des Zaunes war ein niedriger Wall, teilweise war auch ein Graben vorhanden. Dort, wo Fahrwege den Zaun kreuzten, waren Holztore (Gatter) angebracht. Auf der ältesten, erhaltenen Karte des Kürnberges, angefertigt im Jahre 1743 von Franz Anton Knittel, ist der Wildzaun mitsamt den Gattern eingezeichnet; der damalige Verlauf dürfte dem zu Zeiten Kaiser Rudolf II. noch weitgehend entsprochen haben. Die Gatter sind mit ihren Namen eingetragen: „Fridgattern“ am Hauptweg, „Stadelgattern“ beim Hirschenstadel, „Schrank Bam Gattern“ im Quellgebiet des Friedgraben, auch Dreischrankengattern genannt, „Hirschleidengattern“ am Hirschleitenbach sowie „Khügattern“. Der „Kaisergattern“ ist ebenfalls auf der Karte eingetragen, aber nicht benannt. Seit dem Ankauf des Kürnberger Waldes durch Stift Wilhering im Jahre 1749 musste der Verlauf des Wildzaunes (aufgrund von Beschwerden der Anrainer) mehrmals verlegt werden; die jüngeren Zäune hatten keinen Erdwall mehr als Basis. Das Ende des Wildzaunes ist in 1920er Jahre zu datieren. Der Zaun wurde damals von der Not leidenden Bevölkerung als Holzspender missbraucht und komplett abgetragen. Da zudem der Wildbestand weitgehend gewildert worden war, hatte er keinen Sinn mehr und wurde nicht wieder aufgebaut. B. → H/21/14a
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