Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

579 Ur- und frühgeschichtliche Wallburg am Kürnberg H/21/14a Kürnbergburg (Kürnberg, Auf der Burg) H/21/14 Kürnberg: Der eigentliche Kürnberg, KG. Wilhering, birgt eine gewaltige Ringwallanlage, deren Hauptwerk den Gipfel des Berges einschließt und ein Areal von 6,5 Hektar besitzt. Diesem Ringwall ist eine weitausgreifende Verwallung (7 km) vorgelagert (bis zur Kote 439) und umfängt das Hauptwerk an der Südseite mit hohen Wällen, von Toren (Walleinschnitten), denen wiederum Wälle vorgelagert sind, unterbrochen. Gelegentliche Versuchsgrabungen brachten unterschiedliche Ergebnisse, vom Neolithikum bis zur Latene-Zeit waren Funde zu verzeichnen, ohne den Nachweis eines Kontinuums erbringen zu können. Lit.: Benesch, Das Kürnbergrätsel, Unterhaltungsbeilage der Linzer-Tages-Post, Jg. 1901 Nr. 46, 47, 48; Kreczi, Linz, S. 131; Aspernig, Geschichte des Kürnbergs bei Linz (darin auch eine Literaturzusammenfassung über den Kürnberg und seine Verwallungen). Lage: 10,1–10,2 v.u., 20,0–21,3 v.r.u. (32). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Bereits auf der ältesten erhaltenen Karte des Kürnberges von Franz Anton Knittel aus dem Jahre 1743 ist der Gipfelbereich mit dem Namen „Auf der Burg“ bezeichnet; jüngere Kartenwerke nennen eine „Burg“ bzw. „Kürnbergburg“. Die Flurnamen lassen das Vorhandensein einer mittelalterlichen Ritterburg annehmen, hängen jedoch mit der ursprünglichen Bedeutung des Wortes „bergen“ zusammen, was einen geschützten, befestigten Platz bezeichnet. Die Befestigungsanlage am Gipfelplateau besteht aus zwei annähernd konzentrischen Ringwällen, wobei der innere laut DORIS-Messung eine Länge von 920 m, der äußere eine von 1180 m, aufweist. Die Höhe variiert von etwa 2 bis 5 m. Die geschützte Innenfläche beträgt laut DORIS-Messung 50.000 m². Der Innenwall weist etwa 15 Zungenwälle auf, deren Sinn und Zweck bislang nicht geklärt werden konnte. Zwischen den beiden Ringwällen ist ein etwa 15 bis 40 m breiter Zwinger ausgebildet, der sich im südöstlichen Teil der Wallburg auf 90 m erweitert. Der Zugang zur Wallburg wird durch mehrere Toranlagen ermöglicht, wovon das südwestliche durch aufwendige Flügelwälle gesichert ist. Das südöstliche trägt den merkwürdigen Namen „Rotes Tor“. Im Innenraum des Ringwalles findet man die Felsengruppen „Runenstein“, „Steinstufen“ und „Steinbank“; zwischen den beiden Wällen ist das „Felsengrab“, knapp außerhalb „Kanzel“, „Kapuze“ und „Geiernest“ sowie die Fluren „In den Grüben“ und „Rosssumpf“. Perennierende Quellen sind innerhalb des Ringwalls nicht (mehr) vorhanden, es gibt aber mehrere Wasserstellen außerhalb. Bei den Sondierungen von Ernst Fietz in den Jahren 1934 bis 1940 konnten mehrere Bauphasen des Ringwalles ermittelt werden, die vom Ausgräber der Bronzezeit, der La-Tène-Zeit und dem Frühmittelalter zugeordnet wurden. Die seinerzeit aufgestellte Behauptung, es liege ein „keltisches Oppidum“ vor, ist allerdings zu problematisieren, denn das Fundmaterial stammt überwiegend aus der mittleren Bronzezeit. Hallstattzeitliche und La-Tène-zeitliche Funde und Befunde hingegen fehlen weitgehend. (Die von einem Laien postulierte „hallstattzeitliche Ritzzeichnung auf dem KanzelFelsen“ ist tatsächlich das Wappen der K.Ö.St.V. Kürnberg, einer katholischen Studentenverbindung aus Wien). Sämtliche archäologischen Denkmale, die sich auf der GST-NR 91/1 der KG Wilhering befinden, wurden im Jahre 1992 rechtskräftig unter Denkmalschutz gestellt (Unterschutzstellung gemäß Paragraph 2 Denkmalschutzgesetz, Aktenzahl 17.166/2/92), dennoch müssen immer wieder Beeinträchtigungen, etwa durch Aufforstungen, Holzlagerplätze oder Bringungswege, verifiziert werden. Des Weiteren sind „Plünderungen“ durch nicht autorisierte Sondengeher bekannt. Der Archäologe Erwin M. Ruprechtsberger (Linzer Stadtmuseum/Nordico) berichtet: "Mehrmalige Begehungen des Waldgebietes führten vor Augen, dass durch gewaltsame Eingriffe in den Boden aufgrund forstlich bedingter Maßnahmen (wie Anlage von Zufahrtswegen, Wiederbepflanzungen usw.) - der Wald befindet sich zum Großteil im Besitz des Stiftes Wilhering - der archäologische Denkmälerbestand punktuell ge- oder zerstört wurde bzw. gefährdet ist."

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