Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

576 Formbacher Grafengeschlechtes zusammen mit Bernhard von Aschach auftritt. Als Herrschaftssitz des Aribo gilt Burg Wilhering, die vermutlich schon in der zweiten H. d. 11. Jhdts. erbaut wurde (Als „Castrum“ urkundlich erwähnt wird sie allerdings erst um 1146/49). Schon Aribo dürfte nördlich der Donau Rodungen vorgenommen haben; diese Rodungstätigkeit wurde ab 1100 von Ulrich I. von Wilhering stark intensiviert. So gründeten Ulrich I. und seine Gemahlin Otilia 1110 die Pfarre Gramastetten, die durch den Passauer Bischof ungesäumt den Rang einer Pfarre erhielt. Um diese Zeit dürften auch die bedeutenden Burgen Ottensheim, Rotenfels und Waxenberg errichtet worden sein. Ulrich II. und sein Bruder Cholo II. betrieben in Wilhering die Gründung eines Zisterzienserklosters, die um 1146 abgeschlossen war. Etwa gleichzeitig mit der Gründung des Klosters verlegten die Herren von Wilhering ihren Herrschaftssitz auf die wesentlich sichere Burg Waxenberg inmitten ihres Rodungsbezirkes. 1147 brach Ulrich II. gemeinsam mit Markgraf Ottokar von Steyr zum zweiten Kreuzzug auf, von dem er nicht mehr zurückkehren sollte. Um 1150/51 starben die WilheringWaxenberg mit Cholo II. im Mannesstamm aus. Schon bald nach seinem Tod dürfte Burg Wilhering aufgegeben worden sein (Beim Neubau des Zisterzienserklosters ab 1195 wurde die Burg wahrscheinlich als Steinbruch verwendet). Cholos Tochter Elisabeth, die das väterliche Erbe übernahm, heiratete um 1170 Wernher von Griesbach, einen bedeutenden Vertreter des in Bayern ansässigen, hochfreien Geschlechtes. Aus dieser Ehe entstammen drei Söhne: Walchun, Cholo und Heinrich. Um das Jahr 1209 ist jenes tragische Ereignis anzusetzen, bei dem Walchun, der die Herrschaft Wilhering-Waxenberg übernehmen sollte, durch „einen Pfeil durchbohrt wurde und starb“. Cholo von Griesbach, dem nach dem Tod seines Bruders das Erbe zugedacht war, starb um das Jahr 1214. Der dritte Bruder Heinrich, der ursprünglich für eine geistliche Laufbahn bestimmt war und als Pfarrer von Gramastetten und Kanonikus von Bamberg bezeugt ist, trat in den Laienstand über und vereinigte den Besitz der Griesbacher und Wilhering-Waxenberger in einer Hand. Heinrich starb um das Jahr 1221. Nach seinem Tod meldeten sowohl der Bischof von Passau wie auch die Babenberger Ansprüche auf das reiche Erbe an. Nachdem sich beide Parteien geeinigt hatten, gelangte der gesamte Griesbacher Besitz westlich der Großen Mühl in die Hände des Bistums; die Herrschaft Wilhering-Waxenberg ging an das Haus Babenberg über. P. Gebhard Rath, damals Archivar und Bibliothekar am Stift Wilhering, untersuchte 1932 den Kernwerksbereich der ehedem mächtigen Dynastenburg. Dabei wurden die 1,10 bis 1,30 Meter starken Fundamente freigelegt. Unter einer der Grundmauern fanden sich die Reste einer prähistorischen Feuerstätte und an Keramik neben prähistorischen, römischen sowie mittelalterlichen Fragmenten ein Teller aus dem 11./12. Jhdt., ferner neuzeitliche Topfkacheln. Allem Anschein nach war der strategisch ausgezeichnete Standort von Burg Wilhering also schon in der römischen Epoche und davor besiedelt. Der Burgstall wurde bei der Verbreiterung der Linzer Straße (früher: Schärdinger bzw. Eferdinger Bundesstraße) und bei der Errichtung des Einfamilienhauses in der Linzer Straße 26a so dermaßen beeinträchtigt, dass man ihn heute als „weitgehend zerstört“ taxieren muss. Dennoch lässt sich die Lagestelle der ehem. Dynastenburg im LiDAR und Orthobild erahnen. B. BENESCH 1910, 167ff. FÖ 1, 1920/33, 42f. u. 189 RATH 1937, 472f. SCHIFFMANN 1935a, 23 (Alt-Wilhering) SCHIFFMANN 1935b, 536 NEWEKLOWSKY 1965, Nr. 6, 13 ZAUNER 1981, 107 - 220, bes. 134ff. STEINGRUBER 2007, 175ff. C. Planskizze von Ludwig Benesch (Fig. 9) D. 45312 KG Wilhering, GST-NR 838/7, (nahe) Linzer Straße 26a

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