Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

568 H/5/10 Volkenstorf – Rabenberg (Volkenstorf I) H/5/10 Volkenstorff: Die Erdsubstruktion der Burg Volkenstorff, bestehend aus zwei mächtigen, steilgeböschten Hügeln mit ebener Oberfläche, umfangen von einem ehemaligen Teich bzw. jetzt sumpfigen, breiten Graben mit Aussenwall (Teichdamm), befindet sich auf den Grundparzellen Nr. 246, 263, 266, 267, 278, der KG. Volkersdorf (bewaldet), am Fuße des Rabenberges (nicht ident mit 5/11)), fast auf gleicher Höhe mit dem ca. 600 m entfernten, jenseits des Kristeinerbaches stehenden Bh. Mayr zu Au. Ca. 1100 Arnhalmus de Volkesdorf; 1256 Zerstörung der Burg auf Befehl Ottokar II. wegen des Totschlages an den Landschreiber Witigo durch Ortolf von Volkenstorff; 1422 III.9. „das Ober- vnd das Nider Haws zu Volkenstorff“; 1456 V.15. „die zway Vesten vnd Hewser Volkchenstorff“. Quellen: oöUB II/123; Mon. Germ. Script. 9 , S. 600; oöLA, HA. Greinburg-Kreuzen, Sch. 16, Urk. 290 und Sch. 30, Urk. Nr. 511. Lit.: Grabherr, Burgen u. Schlösser in OÖ., 1. Bd. (1963), S. 241; M. Neweklowsky, Burgensterben, oöHmbl. 19. Jg., H. 3/4, S. 22. Lage: 13,0 v.o., 14,6 v.li.o. (51). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Obwohl es sich bei den Herren von Volkenstorff um eines der bedeutendsten Geschlechter des Landes ob der Enns handelte, ist es erst im Jahre 2011 gelungen, den tatsächlichen Standort ihrer Stammburg (nämlich wenige Meter südlich der Tillysburg) zu lokalisieren → H/18/5. In der älteren landeskundlichen Literatur war man sich bezüglich der Lagestelle nicht sicher. Der Historiker Johann Nepomuk Buchinger behauptete etwa, dass sich die Lagestelle der Dynastenburg nahe der Mühlviertler Ortschaft Volkersdorf, oberhalb des Flusses Kleine Mühl, befunden habe (MG Lembach im Mühlkreis). Benedikt Pillwein widersprach dem und verortete die Burg auf einem kleinen Hügel nahe der Ortschaft Volkersdorf (SG Enns). Er schreibt: „Volkerstorf, Volkersdorf, ein Dorf und verfallenes Schloß mit 17 Häusern, 20 Wohnparteyen und 95 Einwohnern, fast 1 Stunde von Enns, unweit von Tillysburg. Hier (also nicht an der kleinen Michel unterhalb Tannberg, wie Buchinger II. 115 vermuthet), befand sich auf einem kleinen Hügel die Burg Volkenstorf, welche nach der Geschichte von dem gleichnamigen Geschlechte in der Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut worden war, bald darauf zerstört, und mit Bewilligung des K. Albrecht unterm 24. May 1282 von Heinrich von Volkerstorf wieder neu hergestellt wurde.“ Diese Lokalisierung wurde von Johann Lamprecht weitgehend bestätigt: „Volkensdorf, Ortschaft in der Pfarre Ens, an der kleinen Ipf; daselbst stand auf einem mäßigen Hügel das Schloss und Stammhaus der angesehenen Edlen von Volkenstorf, die einst wichtige Hof- und Staatsämter begleiteten. Graf Werner Tserclaes von Tilly brach das Schloss ab, und erbaute unweit davon das Schloss Tillysburg.“ Anfang der 1960er Jahre entdeckte Norbert Grabherr eigentümliche Terrainformungen in einem Waldstück etwa 0,5 km südlich der Ortschaft Volkersdorf, die er voller Überzeugung als die Rudimente der Burg Volkenstorf deutete. In seinem Burgen- und Schlösserbuch von 1963 schrieb er folgende Zeilen: "Zwischen dem Rabenberg und der Ortschaft Volkersdorf liegt in einem Gehölz, das von Mauerwerk entblöste, nur in der Erdformation erhaltene Volkensdorff. Ursprünglich ein mäßig hoher Hügel, der durch Menschenhand zu der Form gebracht wurde, wie er sich dem Beschauer jetzt darbietet. Ein tiefer Graben umzieht den Burghügel, der durch einen breiten, tiefen Graben in zwei ungleiche Hälften zerschnitten ist. Der größere der beiden, er ist in seinem Niveau höher als der kleinere, trug die Hauptburg und war mit der Nieder- oder Vorburg durch eine Brücke verbunden. Der Graben war einstens wasserführend, worauf die noch stellenweise Versumpfung schließen läßt. Die Burg, die hier gestanden hat, war der Sitz eines der mächtigsten Geschlechter unseres Landes …"

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