Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

566 Wiederholte Begehungen des Areals und die Auswertung der ALS-Daten lassen massive Zweifel an seiner Interpretation aufkommen. Bei dem „tiefen und steilen Graben“, der heute die Grenze zwischen den GST-NR 478/2 und 456/2 bildet, handelt es sich nicht um den Abschnittsgraben einer Burg, sondern um eine natürliche Erosionsrinne. Bei der „abgegrabenen und ausgeräumten Burgstelle lpf“ handelt es sich nicht um das ehem. Kernwerk einer Burg, sondern um eine Materialentnahmegrube. Die Flurnamen „Bührleitenholz“ und „Pur(g)feld“ leiten sich nicht von einer ehem. Burgstelle, sondern vom heute nicht mehr vorhandenen Pühringergut in Ental 5 ab. Nach Marianne Pollak (BDA) ist der Verortungsvorschlag nicht nachvollziehbar, da von den beiden Ipfbächen bzw. der Ortschaft Ipfdorf mehrere Kilometer entfernt. Der gesuchte Sitz dürfte sich vielmehr nahe der Ortschaft Ipfdorf befunden haben. Die Archäologin konnte bei einer Begehung im Jahre 1998 einen hausbergartig geformten Hügel nordwestlich des Anwesens vulgo Kerschberger beobachten, der mglw. die Substruktion des Sitzes Ipf darstellt (KG Raffelstetten, GST-NR 1053/1, 1061/1, 1050). Im ALS-Geländemodell ist hier ein aufgeböschter Hügel erkennbar, der von einer Straße angeschnitten bzw. überlagert wird. Eine archäologische Sondierung könnte klären, ob es sich bei dem Erdwerk um die Substruktion des Sitzes Ipf handelt. Zu bedenken ist allerdings, dass der Hügel von der alten Ortschaft Ipfdorf etwas weit entfernt liegt. Die historischen Nachrichten verweisen jedenfalls auf eine Lokalisierung des Sitzes Ipf nahe der Ortschaft Ipfdorf. Auffällig ist v.a. eine Garstner Tradition von etwa 1170, in der quedam matrona Hiltegardis und ihr Sohn Vdalricus de Iphe eine Hofstatt in der Nähe ihres Sitzes in Iphe uilla (= Ipfdorf) übergeben. Der gesuchte Sitz Ipf befand sich somit nahe der Ortschaft Ipfdorf, und nicht am Eichberg nahe der heutigen Ortschaft Ental. Anmerkung: Das DORIS-Layer „Baudenkmäler“ folgt der problematischen Verortung von Franz Brosch und Norbert Grabherr. B. WÖBER 1890, 58 und Fußnote 342, 226 SCHIFFMANN 1935a, 527 SCHIFFMANN 1940, 261 WILFLINGSEDER 1955a, 82f. und 182 GRÜLL 1964, Nr. 58, 178 NEWEKLOWSKY 1972, 142 https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Ipf C. D. 45105 KG Kristein, GST-NR 478/2, 456/2, 477 (Lagestelle nach Brosch/Wilflingseder/Grabherr) 45110 KG Raffelstetten, GST-NR 1053/1, 1061/1, 1050 (Lagestelle nach Pollak) E. 83172,78 / 341603,74 (Lagestelle nach Brosch/Wilflingseder/Grabherr) 81127,25 / 344663,94 (Lagestelle nach Pollak) 79949,71 / 344736,05 (Ipfdorf) F. Nicht lokalisierter Ansitz / Burgstelle / Wehranlage

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