Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

511 2 SG Ansfelden H/2/1 Burgwiese (Moar-in-der-Thann-Burg) H/2/1 Burgstall: Auf einem Hangsporn das Erdwerk einer kleinen Wehranlage, Flurname „Burgstall“, nächst der O. Grabwinkel, KG. Fleckendorf; keine Beurkundung. Lit.: FB II., 2. Bd., S. 91. Lage: 12,2 v.o., 6,8 v.r.o. (50). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Grabherrs Angaben zu dieser bedeutenden Befestigungsanlage, von der Bevölkerung „Burgwiese“ bzw. „Moar-in-der-Thann-Burg“ genannt, sind samt und sonders unrichtig; der Flurname „Burgstall“ ist völlig unbekannt, die korrekte Katastralgemeinde ist Kremsdorf, nicht Fleckendorf. Die angeführten Blattschnittkoordinaten sind ebenfalls falsch. Im Handbuch fälschlich als „Erdwerk einer kleinen Wehranlage“ bezeichnet, verkörpert das Objekt die Reste einer großflächigen Wallburg (etwa 18.000 m²), angelegt auf einem markanten Höhensporn oberhalb des Mündungsbereiches der Krems in die Traun. Für eine Wehranlage hatte sich die Stelle insofern vorzüglich geeignet, als sie nach drei Seiten steil abfällt und schon dadurch bestens geschützt ist. Am einzig möglichen Zugang von Südosten her wurden zwei mächtige Wallgräben ausgehoben bzw. aufgeschüttet, der Platz damit praktisch unbezwingbar gemacht. Die Wissenschaft entdeckte die Burgwiese in den 1930er Jahren, als wenige Meter außerhalb der Wallburg durch den Geologen Josef Schadler eine ausgedehnte Hügelgräber-Nekropole verifiziert und anschließend archäologisch untersucht werden konnte. Dabei stießen die Ausgräber auf Grabbeigaben aus der Hallstattzeit, von denen mehrere Tongefäße sowie ein bronzener Armreif in das Oö. Landesmuseum gelangten. Die wichtige Frage, wie alt die Erdwälle der Burgwiese sind und wer sie erbaut hatte, konnte erst Jahrzehnte später geklärt werden: Ein Forschungsprojekt des Linzer Stadtmuseums Nordico und des Institutes für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Wien (- die Grabungsleitung vor Ort hatte Peter Trebsche inne -) ermöglichte ab Sommer 1999 die schon lange erwünschte archäologische Untersuchung der Wallburg. Neben vielen anderen, bedeutsamen Aufschlüssen kamen die Wissenschafter zu dem vorläufigen Resultat, dass die Wallburg bereits in der frühen Bronzezeit entstanden ist und im Frühmittelalter wiederverwendet bzw. ausgebaut wurde. Die Stadt Ansfelden ließ inzwischen einen Kulturwanderweg mit Hinweistafeln zur Geschichte der Jahrtausende alten „Burgwiese“ und deren wissenschaftlicher Untersuchung anlegen. Ein gewisses Manko besteht allerdings darin, dass derzeit weder für die bedeutende Wehranlage noch für die Hügelgräber-Nekropole Denkmalschutz besteht.90 Wie schon eingangs erwähnt, ist die angeführte Katastralgemeinde (Fleckendorf) falsch. Die Wallburg „Burgwiese“ gehört zur KG Kremsdorf. Die angeführten Blattschnittkoordinaten sind ebenfalls falsch, denn sie verweisen auf eine Waldparzelle, die sich etwa 1 km südöstlich (!) der tatsächlichen Lagestelle befindet. Dies ist erstaunlich, da die Position der Wallburg in der landeskundlichen Literatur gut beschrieben ist. B. FÖ 2, 1934/37, 91 JBOÖMV, Bd. 87, 1937, 29f. REITINGER 1968, 23f. LESKOVAR 2003, 77ff. STEINGRUBER 2011, 18f. C. Vermessungsplan 90 Anmerkung: Der nordöstliche Teil der Hügelgräber-Nekropole ist mittlerweile bei Waldarbeiten praktisch vollständig zerstört worden (KG Kremsdorf, GST-NR 2/1). Noch weitgehend intakt ist der südwestliche Teil, eine Unterschutzstellung konnte aus unerfindlichen Gründen bislang nicht realisiert werden (KG Fleckendorf, GSTNR 133; KG Nettingsdorf, GST-NR 11).

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