Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

5 Zur Entstehung des »Historisch-topographischen Handbuchs« Wohl kein anderer Name ist mit der oberösterreichischen Burgenforschung derart eng verbunden wie jener des „Burgenpioniers“ Norbert GRABHERR (*24. Jänner 1919 in Linz, † 20. Oktober 1977 Pasching). Die schulische Ausbildung - Volksschule, Realgymnasium, Handelsakademie - durchlief er in seiner Vaterstadt; Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft durchkreuzten Studienpläne. Nach Jahren eher glückloser selbständiger Berufstätigkeit trat Grabherr 1951 in den Dienst des Landes Oberösterreich, wurde Mitarbeiter des Oö. Landesarchivs und 1970 zum „Wirklichen Amtsrat“ ernannt. Von Anfang an galt sein wissenschaftliches Hauptinteresse dem Schatz der heimatlichen Burgen und Schlösser; bereits 1963 erschien sein erster Burgenband, 1964 sein zweiter; unzählige weitere Bände und Abhandlungen sollten folgen.3 In diesen Jahren beschäftigte sich Grabherr bereits intensiv mit einem schriftlichen Verzeichnis sämtlicher landesweit verifizierbarer Anlagen. Diese Arbeiten konnten um 1972/73 abgeschlossen werden. Da die Veröffentlichung des Manuskriptes durch seinen damaligen Dienstgeber, dem Oö. Landesarchiv, nicht realisiert werden konnte, übermittelte er eine Kopie an Fritz FELGENHAUER, dem Vorstand des Institutes für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Wien. Der MittelalterArchäologe war von dem burgenkundlichen Manuskript sehr angetan und veranlasste die zeitnahe Veröffentlichung durch die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte (Wien). Im Vorwort des Handbuches schrieb er folgende Worte: „Besonderer Dank aber gilt dem Autor, Herrn Norbert Grabherr, für seine vorbildliche und wertvolle Arbeit. Die Zusammenstellung aller zur Zeit feststellbaren Erdwerke des in dieser Beziehung sicher nicht arm zu nennenden Bundeslandes Oberösterreich setzte eine jahrelange mühevolle Arbeit voraus. Sie setzte aber auch ein nicht geringes Maß an Kenntnissen und Wissen voraus, um die zahlreichen Werke zu lokalisieren und die wesentlichen urkundlichen Nennungen zu erfassen. Für die österreichische Mittelalterarchäologie (und nicht nur für diese) wird das vorliegende Handbuch eine einzigartige Quelle bilden. Es wird aber - da es ja auch urzeitliche Wehranlagen ebenso mit einschließt wie neuzeitliche militärische Schanzwerke - einen noch wesentlich weiteren Kreis von Interessenten ansprechen. Unser sicher nicht nur persönlicher Wunsch ist es, es möge jedes unserer Bundesländer recht bald seinen eigenen „Grabherr" besitzen.“ Eine Überprüfung der Angaben von Norbert Grabherr durch Fritz Felgenhauer oder durch Mitglieder der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte fand aber aus unerfindlichen Gründen nicht statt. 3 Eine ausführliche Würdigung des Schaffens von Norbert Grabherr erfolgte in dem von Alois Zauner verfassten Nachruf (Vgl. ZAUNER 1978, 9ff.). https://www.zobodat.at/biografien/Grabherr_Norbert_JOM_123b_0009-0014.pdf

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2