409 Wieso Norbert Grabherr hier ein „Erdwerk“ konstruiert hat, ist schwer nachvollziehbar, da die historischen Nachrichten von einem „Hof“ bzw. einem „Edelmannssitz“ sprechen, welcher offenbar noch im Jahre 1817 (!) vorhanden war. Der urk. genannte Freisitz ist mit dem landwirtschaftlichen Gutshof in Inzing 5 zu identifizieren, welcher im Josephinischen Lagebuch von 1787 explizit als „Freisitz Inzing“ bezeichnet wird. B. SCHIFFMANN 1935a, 525 HILLE 1975, 102 C. D. 44216 KG Waizenkirchen, Inzing 5 E. X 39386, Y 355442 F. Freisitz, stark umgebaut E/27/4 Purgstall (Kollerbichl, Burgstallmühle) E/27/4 Burgstall: Verwallung auf dem Kollerbichl, Flurname „Burgstall“, bei der O. Purgstall, KG. Waizenkirchen. 1430 Wolfgang Vatershaimer hat zu Lehen ain Purgstal auf zwai gütern; 1459 Wolfgang vnd Hanns die Vatershaimer habent zu Lehen den Zehent auf dem Purkstal. Quellen: oöLA, LB. Hzg. Albrecht V. fol. 79v (Dipl.) und NE (Xerox), Hs 292, fol. 8v. Lage: 22,8 v.u., 6,4/5 v.li.u. (31). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Der Eintrag bezieht sich auf die Bergkuppe (Kote 427 m) nordwestlich der Rotte Purgstall (Burgstall), um die der Fluss Aschach eine halbkreisförmige Schleife zieht. Der hier anhaftende Flurname war „Burgstall“, heute wird die Kuppe jedoch als „Kollerbichl“ angesprochen. Unterhalb des Umlaufberges befindet sich die urk. 1343 erwähnte Burgstallmühle, die von N. Grabherr fälschlicherweise in die OG St. Agatha verlegt wurde (→ E/21/1). Nach Meinung der indigenen Bevölkerung soll auf der Kuppe eine „Burg“ gestanden haben, wovon Steinfunde zeugen sollen. Norbert Grabherr griff diese eher vage Überlieferung auf und konstruierte daraus eine „bairische Schutzburg“, eine sog. Biburg, die sich auf dem Kollerbichl befunden haben soll. Er schreibt: „Die Baiern selbst waren durch das Vordringen der Avaren gezwungen, zum Schütze der einheimischen Bevölkerung Befestigungen anzulegen, die sich von den früheren und auch von den späteren Anlagen durch die ihnen eigentümliche Gestalt unterscheiden. Es sind jene Verwallungen, die hauptsächlich auf Hochplateaus angelegt wurden und durch einen doppelten Wall gekennzeichnet sind; der Außenwall befindet sich unmittelbar am Rande des Abhanges, während der Kernwall an der höchsten Stelle aufgeworfen wurde. Der Außenwall ist der Geländeformation angepasst, der Kernwall hingegen, höher gelegen, hat die Form eines Ovals. Dadurch wurde eine Art Zwinger geschaffen, der es den Verteidigern erlaubte, einen eingedrungenen Feind unter konzentrierten Pfeilbeschuß zu nehmen, da ihm zwischen den beiden Wällen keine Deckungsmöglichkeiten zu Gebote standen. Diese Arten von Befestigungen werden als "Biburgen" bezeichnet, wobei "bi" = um, herum bedeutet (keine Ableitung aus dem lateinischen "bi" = doppelt). Eine derartige Anlage befindet sich auf dem von der Aschach im weiten Bogen umflossenen Bergrücken bei der Ortschaft Purgstall, nächst Waizenkirchen. Eine andere bei Kematen im Traunviertel, nächst der Ortschaft Burg; jene bei Biburg im Innviertel ist der Ackerkultur restlos zum Opfer gefallen und nur noch der Name des Ortes gibt davon Kunde.“ In den Digitalen Geländemodellen sind keine positiven Geländemerkmale dieser „Burg“ erkennbar. Aufgrund der auffälligen Topographie und der Überlieferung sprechen dennoch manche Argumente dafür, dass sich hier eine ur- oder frühgeschichtliche Befestigung befunden haben könnte, die heute völlig eingeebnet ist. B. SCHIFFMANN 1935a, 168 GRABHERR 1961a
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