396 Lamprecht wies in der 2. H. des 19. Jhdts. auf den wehrhaften Charakter der Fundstelle Piesinger Graben hin: „Burgstall im Piesinger-Graben bei Hag. Wenn man vom Markte Hag die über den Fuß des Schinderkopfes bergaufsteigende, nach Ried leitende Reichsstrasse verfolgt, so wird man auf der Höhe des Berges von einer herrlichen, über einen grossen Theil des Landes reichenden Fernsicht entzückt, an deren Genusse man kaum satt zu werden vermag. Kein Wunder, daß schon in vormittelalterlicher Zeit auf einen Vorläufer des Schinderkopfes als ein prächtiger „Lug ins Land“ das Schloß Starhemberg hinpostirt worden ist! Weiter vorwärts u. abwärts gewahrt man das Piesinger-Gut, u. neben demselben zieht sich der mit Laub- u. Nadelholz bewachsene Piesinger-Graben hinab. Steigt man nun zu diesem Graben hinab, u. in das Gehölz hinein, so tritt einem ein, in großartiger Dimension angelegtes, Schanzwerk entgegen. Dieses elyptisch geformte Schanzwerk hat eine Länge von 300 Schritten, u. eine Breite von mehr als 100 Schritten, u. besteht aus einem eckigen Wallstücke a, aus 2, durch einen querlaufenden Graben von einander gesonderten Mittelräumen b. u. c. an der westlichen Aussenseite scheidet ein 300 Schritt langer Wallaufwurf d das Schanzwerk von der äusseren Grabschlucht ab; die dazwischen laufenden Gräben sind breit u. tief, von 30-36’ bis 42’. Am Südrande dieser coupirt gelegenen Verschanzung zieht sich die Reichsstrasse nach Ried vorüber; südwärts davon, in der Waldeshöhe ist noch der von einem Graben umgebene Hügel ersichtlich, auf welchem die zu dieser Verschanzung gehörende Hochwarte e gestanden ist. --- Von welcher Völkerschaft, u. zu welchem Zwecke dieses Schanzwerk angelegt worden sei, ist unbekannt.“ Das vor einigen Jahren angekündigte Heimatbuch der Gem. Haag am Hausruck (erschienen ist es erst im Jahre 2022), veranlasste das Forscherehepaar Irene und Christian Keller, weitere Erhebungen durchzuführen. Für die Beurteilung des Fundmaterials konnte die Expertin Alice Kaltenberger gewonnen werden. Die Keramikfunde stammen nach Kaltenberger aus dem Zeitraum von ca. 1110 bis 1580. Sie belegen eine lange Besiedlungs- bzw. Nutzungsphase der Örtlichkeit. Man geht heute davon aus, dass es sich beim Piesinger Graben um eine Burgstelle des frühen Hochmittelalters handelt, deren strategisch günstig gelegener Standort bis in die frühe Neuzeit weiter benutzt wurde. Das interessante Flurdenkmal sollte unter Denkmalschutz gestellt werden, bevor es für immer zerstört wird. B. PILLWEIN 1830, 369 GAISBERGER 1869, 231 GAISBERGER 1869, 296 – 301 LAMPRECHT 1870/76 SCHIFFMANN 1935a, 97 SCHIFFMANN 1935b, 305 WIESINGER 1937, 159f. BENINGER 1962, 136 REITINGER 1968, 123 KELLER 2022, 102 – 111 https://de.wikipedia.org/wiki/Burgstall_Rudolfspitz C. Skizzen von J. Gaisberger (GAISBERGER 1869, Taf. 2, 3 – 14) Planskizzen von Johann Lamprecht und Rudolf Speil Vermessungsplan der Oö. Landesbaudirektion D. 44117 KG Obernhaag, GST-NR 558; (nahe) Eidenedt 6 E. X 21741, Y 339072 F. Burgstall
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