360 E/8/4 Piesinger Graben (Scheiblingberg, Rudolfspitz) E/8/4 Rudolfspitz: Gegenüber vom Bh. Piesinger, O. Eidenedt, KG. Obenhaag, befindet sich die Erdsubstruktion einer großen Burg - seit 1973 Mülldeponie für den Markt Haag a. H. - ; es dürfte sich hier um die Burg Hausruck handeln, die Benennung „Rudolph-Spiz“ taucht erst im 14. Jh. auf. 1120 Hadmarus de Husrukke; 1170 Herrandus de Husrukke, ministerialis regni; 1366 „die Veste Rudolfspicz aufm Hawsrukch“; 1490 IX.4. „Wolfgang Jörger hat zu Lehen dacz Purgkstal zu Rudolfspicz“; 1611 „Rudolf Spiz ain alt oed Slos neben Hag“. Quellen: oöUB I/236; Strnadt, Peuerbach, S. 182; Zauner, Vöcklabruck, S. 319; oöLA, NE (Xerox) HS 275c, fol. 45; Strnadt, Grenzbeschreibungen des Innviertels, AfÖG, 52.Bd. S. 450; Lit.: Grabherr, Burgen, S. 106. Lage: 13,8 v.o., 6,3 v.li.o. (48). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. In der landeskundlichen Literatur wird die beim Piesingergut gelegene Fundstelle in der Regel als „Piesinger Graben“ bezeichnet. Im Volksmund heißt die Flur jedoch „Scheiblingberi“ (Scheiblingberg), vermutlich deswegen, weil eine der hier befindlichen Formationen bei oberflächlicher Betrachtung wie ein kreisrunder Hügel aussieht. Die Gleichsetzung mit dem urk. 1490 genannten Purgkstal zu Rudolfspicz ist umstritten. Nach Meinung des Burgenforschers Oskar Hille bezieht sich die historische Nachricht auf die sog. „Eiserne Hand“, eine Wehranlage, die sich etwa 0,6 km südwestlich des „Piesinger Grabens“ befindet. Die seit der Mitte d. 19. Jhdts. bekannte Fundstelle „Piesinger Graben“ liegt wenige Meter nordwestlich des bäuerlichen Anwesens vulgo Piesinger in Eidenedt 6. Es handelt sich um einen etwa 250 langen und bis zu 80 m breiten Hangsporn, der sich im Zwiesel von zwei Erosionsrinnen befindet. Das Areal wurde durch Herausschneidens eines etwa 80 m langen Grabens zweigeteilt, wodurch ein kleineres „Hauptwerk“ im Süden (dreieckige Struktur von etwa 80 bis 100 m Seitenlänge) und ein größeres „Vorwerk“ im Norden entstanden sind. Das südliche Werk wird gegen Westen durch ein doppeltes Grabenwerk gesichert, das sich im Bereich des nördlichen Werkes zu einem einzigen Graben verjüngt. Bemerkenswert erscheint, dass auf der Hochfläche des Hauptwerkes unzählige Keramikbruchstücke (überwiegend Fragmente der rädchenverzierten Weisshafnerware des Hausrucktyps) zu Tage kommen. Bei den durch den Kaufmann Johann Michael Obermayr durchgeführten Sondierungen wurden im Jahre 1865 „Kohle, Eisenreste, viele Tonscherben und menschliche Gebeine ... große Stücke von Schienbeinen waren noch gut erkennbar“ gefunden, weswegen man hier eine alte Grabstätte vermutete. Der Florianer Chorherr Josef Gaisberger, der seinerzeit die Sammlungen des Museums Francisco-Carolinum in Linz betreute, deutete die Fundstelle in Folge als „romanisch-karolingischen Grabhügel“. Nach Eduard Beninger gehören sämtliche veröffentlichte Scherben dem 16./17. Jhdt. an, die natürlich weder aus Grabhügeln noch aus sonstigen Bestattungen stammen können. In den 1930er Jahren wurden weitere Keramikfunde vorgelegt, die Franz Wiesinger, den damaligen Direktor des Welser Stadtmuseums, veranlassten, die Fundstelle als „spätmittelalterliche Hafnerei“ zu interpretieren. Der wehrhafte Charakter der Fundstelle „Piesinger Graben“ lässt hier weder einen Grabhügel noch eine Hafnerei, sondern eine Burgstelle des frühen Hochmittelalters vermuten, deren strategisch günstig gelegener Standort bis in die frühe Neuzeit weiter benutzt wurde. Die vorhandenen Keramikfunde, die nach Alice Kaltenberger dem Zeitraum von ca. 1110 bis 1580 zuzuweisen sind, belegen jedenfalls eine lange Besiedlungs- bzw. Nutzungsphase der Örtlichkeit. B. PILLWEIN 1830, 369 GAISBERGER 1864, 296ff. LAMPRECHT 1879 SCHIFFMANN 1935b, 305 WIESINGER 1937, 159f.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2