Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

339 6 OG Grünau im Almtal D/6/1 Burgstall (Sausbach) D/6/1 Burgstall: Erdwerk an der Mündung des Sausbaches in die Alm, KG. Grünau, Flurname „Burgstall“. 1584 Purckstall, da vor Jarn daß gjaidhauß gestannden. Quelle: StA. Kremsmünster, Urbar Scharnstein, fol. 31. Lage: 24,4 v.u., 16,3 v.li.u. (67). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Der Steckbrief zu diesem Burgstall verwirrt schon insofern, als der postulierte „Sausbach“ in der Gemeinde Grünau im Almtal völlig unbekannt ist. Die angeführten Blattschnittkoordinaten verweisen auf die sog. Kronawettau, etwa 1 km nordwestlich des Bahnhofgebäudes von Grünau. Hier mündete der von der Wiesleithen kommende, namenlose Bach in die Alm (KG Grünau, GST-NR 1665/1, 1669, 1674/1, usw.). Grundsätzlich ist zu sagen, dass sich die flache Aulandschaft für einen Sitz oder eine Wehranlage kaum eignet. Positive Merkmale einer Burg- oder Wehranlage konnten weder bei mehrfachen Feldbegehungen noch bei Auswertung der ALS-Daten verifiziert werden. Der postulierte Flurname „Burgstall“ ist völlig unbekannt, wie auch von der indigenen Bevölkerung wiederholt versichert wurde. Erwähnenswert erscheint noch, dass Konrad Schiffmann den Purckstall südlich der Ortschaft Grünau im Almtal lokalisiert hat.91 Die Lokalisierung ist insofern erstaunlich, da die Gegend bis in die frühe Neuzeit kaum besiedelt war. Die Durchsicht der ALS-Geländemodelle ergab, dass südlich von Grünau keine Merkmale eines Herrensitzes bzw. einer Wehranlage erkennbar sind. Der Flurname „Burgstall“ ist ebenso nicht geläufig. Die zweifelsfreie Zuordnung der urk. Nennung von 1584 Purckstall, da vor Jarn daß gjaidhauß gestannden ist bislang nicht gelungen. Eventuell bezieht sich die historische Nachricht auf die Burg Scharnstein oder auf eines ihrer verödeten Vorwerke. Der Habsburger Maximilian I. ließ in der Burg ab 1499 einen Jagdstützpunkt einrichten. Im Jahr 1538 brannte die Burg „wegen Unachtsamkeit“ völlig nieder (MG Scharnstein). Möglicherweise kann die Entdeckung eines bislang unbekannten Erdwerks südlich der Mündung des in der MG Pettenbach befindlichen Sausbaches Licht ins Dunkel bringen. Zur Fundgeschichte: Bei einer Besichtigung der Seisenburg (→ F/10/4) wurde der Verfasser darauf aufmerksam gemacht, dass der Wasserlauf unterhalb der Burgruine als „Sausbach“ bezeichnet wird (nach Konrad Schiffmann wird auch ein Bauernhof so benannt). Dieser Bach hat sein Quellgebiet oberhalb der Seisenburg, nach wenigen Kilometern Fließstrecke mündet er bei der Streusiedlung Weng in die Alm. Etwa 300 m südlich seiner Einmündung konnte bei der Auswertung der ALS-Daten ein namenloser Burgstall verifiziert werden. Vielleicht bezieht sich der Eintrag von Norbert Grabherr auf dieses Objekt → D/16/10. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass sich der Eintrag auf das Areal bei der Filialkirche St. Leonhard im Burgstall bezieht (MG Pettenbach). Der Gegendname „Im Burgstall“ haftet nicht nur an der Kirche, sondern auch an etlichen Gutshöfen. Der obig erwähnte Sausbach fließt unterhalb der Kirche → F/10/2 → F/10/9. B. SCHIFFMANN 1935a, 167 (Burgstall) SCHIFFMANN 1935b, 331 (Sausbach) SCHIFFMANN 1940, 397 C. 91 „Burgstall, FN. an der Alm s. von Grünau, B. Gmunden. — 1584 Purckhstall, da vor Jarn daß Gjaidthauß gestanndten. Urb. Scharnst., f. 61.“

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