Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

217 11 MG Scharten B/11/1 Gronall (Chranall, Kranall, Chranol, Kranol) B/11/1 Erdwerk auf dem Chranall: Auf dem Kranall bzw. Chranol genannten Höhenrücken bei der O. und KG. Finkenham befindet sich die Erdsubstruktion einer großen Burg. Da sich keinerlei Beurkundung einer Burg dieses Namens findet - 1592 ain holz genant das Khranol - ist anzunehmen, dass hier die Burg Stainsulz gestanden hat (siehe B 4/1). Lage: 3,2 v.o., 14,4 v.r.o. (49). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Reitingers Monographie über die ur- und frühgeschichtlichen Funde in Oberösterreich (1968) erwähnt die „Burgstelle“ am Gronall-Berg bei Finklham ausdrücklich unter Vorbehalt, ein dichter Jungwald und eine Umzäunung verwehrten einen vollständigen Überblick. Diese Notiz dürfte Grabherr für sein eigenes Handbuch ohne die bewusste Einschränkung übernommen haben. Problematisch erscheint auch sein Versuch, die urk. 1318/31 genannte Veste Stainsulz am Gronall festzumachen; schon aus sprachwissenschaftlicher Sicht ist die Lagestelle dieser mittlerweile gänzlich abgekommenen Burg in der etwa 3 km entfernten Ortschaft Steinholz anzunehmen. Eine Exkursion des Verfassers erhärtete die von Reitinger angemeldeten Bedenken: die Geländeverformungen erbrachten keinerlei Indiz für eine Burganlage. Bis in die jüngste Zeit hielten einige Forscher allerdings an der „Burg-Theorie“ fest. Neben der verschiedentlich wiederholten Deutung des Erdwerkes als „Veste Stainsulz“ (s. o.) gab es auch Stimmen, die hier den Stammsitz der Geltinger, eines in der Gegend ansässigen Schaunberger Dienstmannengeschlechtes, lokalisierten (→ T/2/5). Vereinzelt wurden auch eine „frühmittelalterliche Fliehburg“ bzw. sogar ein „römischer Wachturm“ vermutet. Zur Klärung des „Falles“ kontaktierte der Verfasser im Sommer 2009 den zuständigen Bodendenkmalpfleger beim Landeskonservatorat für Oberösterreich, Heinz Gruber. Der Archäologe bestätigte an Ort und Stelle die Zweifel an der „Burg-Theorie“, aber auch die artifizielle Herkunft der Terrainverformungen. Nach nochmaliger Analyse gelangte Gruber schlussendlich zu dem Resultat, dass diese durch den Abbau von Gesteinen oder Mineralien entstanden sein dürften. Seine Auffassung wird von dem Bodenkundler Hans-Peter Haslmayr und dem Geologen Manfred Linner (Geologische Bundesanstalt) im Prinzip geteilt: Der Gipfelbereich des Gronall besteht aus der sogenannten Kletzenmarkt-Glaukonitsand-Formation der Molassezone; in dieser Formation gibt es Sandsteinlagen, und Sandstein war schon immer ein begehrtes Baumaterial. Man kann daher annehmen, dass er auch am Gronall gewonnen wurde. Nicht minder abbauwürdig ist der Glaukonitsand, ein wertvolles, in der Landwirtschaft vor Einführung der industriellen Kunstdüngerproduktion oft als Kaliumdünger eingesetztes Mineral. (Auch Schliergewinnung kommt für das Entstehen der Terrainverformungen theoretisch in Frage). B. SCHIFFMANN 1935b, 73 (Kranol) REITINGER 1968, 386 u. 449 STEINGRUBER 2011, 15f. C. D. 45006 KG Finklham, GST-NR 408/1, 412/1 E. X 48499, Y 344387 X 48498, Y 344333 F. Kein Adelssitz / Burgstelle / Wehranlage erkennbar (Materialgruben, usw.)

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