Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

215 10 MG St. Marienkirchen an der Polsenz B/10/1 Schlossberg (Burgstall, Pechgraben) B/10/1 Burgstall: In der Nähe der O. Holzwiesen, KG. Fürneredt, befindet sich die Erdsubstruktion einer Burg östlich des Pechgrabens, auf den Parz. Nr. 221 und 222, Flurbezeichnung „Burgstall“. Nachdem alle Merkmale darauf hindeuten, dass die Anlage dem MA zuzurechnen ist, wahrscheinlich ident mit der 1130 genannten Burg (Sitz) des nobilis vir Odalricus de s. Marienchirichen. Quelle: oöUB I/647. Lit.: Heinisch, Denkmale i. Bez. Eferding, S. 123. Lage: 1,0 v.u., 13,5 v.li.u. (31). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Die Blattschnittkoordinaten verweisen auf das Areal nördlich der Rotte Holzwiesen (KG Fürneredt, GST-NR 1007, usw.). Positive Geländemerkmale der „Erdsubstruktion einer Burg“ sind hier allerdings nicht vorhanden. Die tatsächliche Lagestelle des Sitzes befindet sich ganz woanders, und zwar 1 km südöstlich(!) des von Grabherr angeführten Standortes. Die Lageungenauigkeit ist schwer nachvollziehbar, da der Burgstall in der landeskundlichen und archäologischen Literatur gut beschrieben wird. In der Monographie „Denkmale der bildenden Kunst, der Geschichte und der Kultur im politischen Bezirke Eferding“ des Kunsthistoriker Erwin Hainisch, die im Jahre 1933 erschienen ist, wird folgende Beschreibung der Wehranlage übermittelt: „Burgstall, östlich des Pechgrabens (G.-Parz 221 und 222, Kat.-Gem. St. Marienkirchen). An drei Seiten durch hohe Steilabfälle von Natur aus geschützt. Nur an der Südostseite gegen den zur Burg sich sanft abdachenden Höhenzug hin waren künstliche Befestigungen erforderlich. Nach der Größe des von Wällen umgebenen Raumes muß die Burg als Fliehburg für die ganze Umgebung gedient haben.“ Hainisch lieferte seinerzeit recht präzise Verortungsangaben, die eigenartigerweise von Grabherr nicht übernommen wurden. Die im Handbuch angeführte Katastralgemeinde (Fürneredt) ist falsch, das Objekt liegt tatsächlich in der KG St. Marienkirchen an der Polsenz. Aufgrund der Auswertung der modernen ALS-Geländemodelle wird heute ein mehrteiliges Ensemble angenommen. Das Mittelwerk besteht aus einem etwa kegelstumpfförmigen Hügel, der sich oberhalb des sog. Pechgraben (Pöchgraben) befindet. Nördlich bis östlich des Burghügels besteht ein etwa rechteckiges Grabenwerk, das in seiner Mitte durch einen weiteren Graben durchtrennt wird, seinen südlichen Abschluß jedoch in einem natürlichen Gerinne findet. Es dürfte es sich um die Rudimente der Vorburg oder eines befestigten Wirtschaftshofes handeln (vgl. Burgstall Waldeck M/4/5). Die interessante Anlage, die durch eine Materialentnahmegrube bereits beeinträchtigt ist, steht bedauerlicherweise nicht unter Denkmalschutz. 65 B. HAINISCH 1933, 123 REITINGER 1968, 367 C. D. 45026 KG St. Marienkirchen an der Polsenz, GST-NR 221, 224, 227/1, 227/2 E. X 44651, Y 346027 F. Burgstall / Hausberg / Erdwerk 65 Anmerkung: Bei allfälligen Begehungen des Burgstalles durch interessierte Forscher sollte vorher der Kontakt zum Gemeindeamt von St. Marienkirchen aufgenommen werden, da Besucher der Anlage grundsätzlich als Wilderer verdächtigt und sogar Perlustrierungen(!) vorgenommen werden.

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