Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

196 A/43/3 Tempelwiese (Hochhaus, Mühltal) A/43/3 Hochhaus: Das Erdwerk eines Sitzes in einer sumpfigen Wiese (ehem. Teich) beim Bh. Brauerlechner, O. und KG. Überackern; Stammsitz des Geschlechtes der Überackerer (Grafen Überacker). Ca. 1110 liber homo nomine Otto de Uberachin. Quelle: oöUB I/213. Lage: 12,8 v.o., 6,4 v.li.o. (46). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Irritierend an dem Eintrag ist, als sich die Lagebeschreibung und die Koordinaten widersprechen. Die Blattschnittkoordinaten69 verweisen auf das Areal südlich der Pfarrkirche hl. Petrus in Überackern (KG Überackern, GST-NR 505, usw.). Die Lagebeschreibung [„in einer sumpfigen Wiese (ehem. Teich) beim Bh. Braunlechner“] verweist hingegen auf den heute nicht mehr vorhandenen Teich, der sich wenige Meter nordwestlich des Anwesens vulgo Braunlechner befand (KG Überackern, GST-NR 746). Spuren des „Erdwerkes eines Sitzes“ sind weder hier noch dort erkennbar.70 Die tatsächliche Lagestelle des Sitzes befindet sich ganz woanders, und zwar in der Wiesenparzelle 0,5 km östlich der Pfarrkirche hl. Petrus in Überackern. Die Fehlverortung ist schwer nachvollziehbar, da das Objekt in der Planskizze von Johann Lamprecht über den Burgstall Kreuzlinden deutlich eingezeichnet ist. Josef Reitinger beschreibt sogar den genauen Standort71, wobei er sich auf die Sagenbücher von Eduard Kriechbaum und Adalbert Depiny beruft. Die von der indigenen Bevölkerung als „Tempelwiese“ bezeichnete Wehranlage besteht aus einem etwa quadratischen Mittelwerk (Ausmaße ca. 15 x 15 m), das von einem doppelten Wallgraben umgeben ist. Die beiden Gräben waren früher wasserführend. Die Anlage ist heute oberflächlich kaum mehr erkennbar, offenbar wurde sie bei der Bewirtschaftung des Areals (Befahren mit Pflügen) weitgehend zerstört. Denkmalschutz liegt leider keiner vor. Ob hier tatsächlich der „Stammsitz des Geschlechtes der Überackerer“ vorlag, wie Grabherr meint, ist derzeit nicht gesichert. Auffällig ist die große Ähnlichkeit mit dem Objekt von Moos (Peterfeld) in der OG St. Peter am Hart → A/37/5. B. KRIECHBAUM 1923, 28 DEPINY 1932, Nr. 98, 383 KRIECHBAUM 1932, 80 SCHIFFMANN 1935b, 478 REITINGER 1968, 425f. C. Planskizze von Johann Lamprecht D. 40020 KG Überackern, GST-NR 448/1 – 4 E. X -33434, Y 339457 F. Undatierte Befestigung (vmtl. mittelalterlicher Burgstall) 69 Anmerkung: Die angeführte Nr. 46 ist falsch, richtig wäre die Nr. 45. 70 Anmerkung: In der näheren Umgebung des Braunlechner-Gutes sind die Relikte eines römischen Gutshofes nachweisbar, in dessen Ruinen im Frühmittelalter ein Gräberfeld angelegt wurde (POLLAK 1992, Nr. 206, 249f.). 71 „600 Schritte von der Kirche entfernt, in einer sumpfigen Wiese“.

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