Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

189 Problemen, die eine mind. 0,3 km lange und entsprechend schwere Kette59 hervorrufen würde, gibt es keine historischen Zeugnisse, die den Bestand eines solchen Turmes beweisen könnten. In den urkundlichen Nachrichten aus der Schaunberger Fehde (1380 - 1390) wird zwar der Schaunberger Burgstall explizit angeführt, aber kein rechtsufriger Turm. Hätte es diesen „Kettensperrturm“ der Schaunberger Grafen tatsächlich gegeben, so hätte man ihn in den Friedensverhandlungen zwischen den Häusern Habsburg und Schaunberg sicherlich erwähnt. B. SEKKER 1925, 18260 HAINISCH 1933, 27 C. D. 45003 KG Aschach an der Donau, GST-NR 1226, 1221, 1275/4 E. X 48762, Y 364598 (Schanzbach-Einmündung) F. Kein Adelssitz / Burgstelle / Wehranlage erkennbar (siehe Text) B/2/4 Kaiserau B/2/4 Wälle: Circa 200 m stromabwärts (Parz. Nr. 1224 und 1225) von 2/3 (Sperrturm), ebenfalls überflutet, KG. Aschach. Lit.: Heinisch, Denkmale i. Bez. Eferding, S. 27. Lage: 18,5 v.o., 13,3 v.r.o. (31). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Der Kunsthistoriker Erwin Hainisch berichtet von Erdwällen, die sich 150 m unterhalb der nach Untermühl führenden Donaufähre befunden haben: „Befestigungen gegenüber Neuhaus: 2. Erdwälle (etwa 150 m unterhalb der Fähre - Kat.-Gem. Aschach zwischen G.-Parz. 1224 und 1225); offenbar von einer Sperre der Donau gegen einen stromabwärts anrückenden Gegner herrührend (Bauernkrieg 1626, Franzosenkriege?).“ Der rechtsufrige Anlegepunkt der Fähre lag beim Kaiserwirt, und zwar bei dem älteren Gasthof, der sich direkt an der Donau befand (heute erhebt sich hier eine Wagenremise). Die Erdwälle müssen daher etwa 0,15 km südöstlich davon gelegen haben. Die angeführten Parz. Nr. des Franz. Kat. (1224, 1225) sind allerdings falsch, denn sie liegen bei der Einmündung des Schanzbaches in die Donau. Hainisch hat offensichtlich die Parzellennummern der Fundstellen Kaiserau und Schanzbach miteinander verwechselt. Bei den angeführten Erdwällen handelte es sich um ein Schanzwerk aus dem großen Bauernkrieg von 1626. Der aus dem Jahre 1630 stammende Kupferstich von Wolfgang Kilian zeigt eine Darstellung der kriegerischen Aktivitäten der aufständischen Bauern zwischen Passau und Linz im Jahre 1626. In dem Bild sind in Untermühl und in der Kaiserau zwei bastionäre Schanzwerke eingezeichnet, die über die Donau hinweg mit einer Linie verbunden sind. Die aufständischen Bauern haben damals Ketten, Seile und Zillen miteinander vertäut, sodass sich eine einfache Donausperre ergab. Sonderlich rigid dürfte das Sperrwerk nicht gewesen sein, denn es wurde bald von landesfürstlichen Truppen zersprengt. Die Rudimente des bäuerlichen Schanzwerkes in der Kaiserau sollen angeblich beim Bau des DonauKraftwerkes Aschach in den späten 1950er Jahren geflutet worden sein. Vermutlich wurden die letzten Reste der Befestigung erst beim Ausbau des vom Kaiserwirt betriebenen Campingplatzes beseitigt. B. HAINISCH 1933, 27 LITSCHEL 1968, 44ff. 59 Der Abstand zwischen dem Mautturm von Neuhaus und der angeblichen Lagestelle des rechtsufrigen Kettensperrturmes beträgt laut DORIS Messung sogar 0,7 km. 60 Die von Sekker angeführten „rechtsufrigen Befestigungen“ bezeichnen sicherlich den Schaunberger Burgstall.

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