Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

175 DATENSATZ / DATENSÄTZE IN KORREKTE GEMEINDE TRANSFERIERT: A/43/4 Ratzlburg (Ratzlhof, Ratzelhof, Rothenbuch) A/4/3 Ratishof: Erdsubstruktion der Burg Rotenbuch, Flurname „Ratzl- oder Ratishof“, O. Oberrothenbuch, KG. Ranshofen. 1160 Oulricus de Rattenbuech. Quelle: oöUB I/229. Lit.: Kammerstätter, Rund um den Weilhart, S. 15; Rohr, Qui transtulit, S. 55. Lage: 10,5 v.o., 18,6 v.li.o. (45). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Auf der oberhalb des Inn gelegenen Schotterterrasse, zwischen der Einmündung der Salzach in den Inn und der Ortschaft Ranshofen, bestehen mehrere Burg- und Wehranlagen, die bereits ab der 2. H. d. 19. Jhdts. von Johann Evangelist Lamprecht, Ludwig Benesch und Hugo v. Preen eingehend beschrieben und in guten Planskizzen festgehalten worden sind. Die sicherlich bedeutendste ist bei der indigenen Bevölkerung als Ratzlburg oder Ratzlhof (Ratzelhof) bekannt (der historische Name könnte Rohr gelautet haben). Die Burganlage wurde nachweislich schon im 12. Jhdt. n. Chr. auf einem markanten, im Grundriss etwa dreieckigen Sporn errichtet, der an der einen Seite steil zum Inn, an der zweiten zu einer Erosionsrinne abfällt. Gegen das ungeschützte Hinterland wird die Anlage durch ein mehrfaches Wall- und Grabensystem abgeriegelt. Als Burgherren sind die Herren von Rohr, ein altbayerisches Adelsgeschlecht, verbürgt. Um 1100 teilte sich dieses Haus in zwei Hauptlinien, und zwar Ror und Plankenbach. Im ausgehenden 13. Jhdt. wurde die Burganlage verlassen, der Herrschaftsbereich der Rohrer verlagerte sich ins Traunviertel, wo der Ortsname Rohr und die verschliffene Substruktion einer Burganlage noch heute an diese Herrschaft erinnern (→ O/8/1). Die frühe Aufgabe der Ratzlburg im 13. Jhdt. ließ darauf schließen, dass sich dort (trotz neuzeitlichen Steinraubs) Reste einer hochmittelalterlichen Burganlage ohne spätere Überbauung erhalten haben. Eine wissenschaftliche Sondierung erschien angezeigt, und dank Unterstützung durch das BFIRenovierungsprojekt Braunau ging diese in den Jahren 1992 bis 1998 unter der örtlichen Leitung des Archäologen Wolfgang Klimesch mit sehr gutem Ergebnis vonstatten. Als burgenkundliche Besonderheit wurde ein seltener oktogonaler Wehr- bzw. Wohnturm aus der Stauferzeit mit Mauerwerk aus mächtigen Tuffblöcken freigelegt, unter den Fundgegenständen stechen Keramik, Waffen (Pfeilspitzen etc.), Spielwürfel, Eisenschlüssel, Teile einer Pferdetrense (Pferdezubehör) sowie ein vergoldeter Bronzebeschlag in Drachenform hervor. Die Fundamentreste des achteckigen Turmes wurden 1999 durch W. Klimesch im Auftrag der Stadtgemeinde Braunau konserviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Aus einer verwachsenen Burgstelle entstand so ein ansprechendes Freilichtdenkmal. Die angeführte Katastralgemeinde (Ranshofen) ist falsch, das Objekt liegt in der KG Überackern. B. BERGER 1937, 28ff. POLLAK 1992, Nr. 207, 250 FÖ 37, 1998, 874f. KLIMESCH 1999 LESKOVAR 2003, 197ff. STEINGRUBER 2011, 5ff. DEHIO 2020, 1147f. C. Planskizzen von Johann Lamprecht und Hugo v. Preen Vermessungsplan der Oö. Landesbaudirektion D. 40020 KG Überackern, GST-NR 1330/1, 1330/5 E. X -28098, Y 340872 F. Burgruine

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