Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

136 31 OG Pfaffstätt A/31/1 Pfaffstätt A/31/1 Pfaffstätt: Schloß Pfaffstätt in einem Park, in O. und KG. Pfaffstätt, gelegen. 1150 Herrant de Phafsteten; 1530 XII.24. Wolf Walch zu Phafstett. Quellen: oöUB I/224; oöLA, NgUR Urk. Nr. 201. Lit.: Wening, Churbayr. Landbeschr., S. 6; österr. Kunsttop. Bd. XXX, Braunau, S. 297; Grüll, Innviertel, S. 101; Grabherr, Burgen, S. 59. Lage: 17,0 v.u., 8,8 v.li.u. (46). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Das denkmalgeschützte Schloss präsentiert sich heutzutage als zweigeschoßiger Bau mit abgewalmtem Mansardendach. Die Wassergräben wurden zugeschüttet. B. SCHIFFMANN 1935a, 91 BAUMERT 1985, 29f. DEHIO 2020, 708f. C. WENING 1721 D. 40125 KG Pfaffstätt, GST-NR 1175, Pfaffstätt 1 E. X -14013, Y 326427 F. Schloss (ehem. Wasserschloss) A/31/2 Siedelberg (Burgstall, Schatzgrube) A/31/2 Siedelberg: Auf einer aus dem Hange vorspringenden Zunge befindet sich die Erdsubstruktion einer kleinen Burg (GST-NR 964), KG. Pfaffstätt, Flurname „Burgstall“, aber auch „Schatzgrube“ genannt. Obwohl keine direkte Beurkundung vorliegt, wird fast allgemein angenommen, dass dies die Erstanlage von Pfaffstätt gewesen ist. Lit.: österr. Kunsttop. Bd. XXX, Braunau, S. 298; Pillwein, Innkreis, S. 254; Grüll, Innviertel, S. 101; Reitinger, Ur- und frühgesch. Funde in OÖ., S. 335; Grabherr, Burgen u. Schlösser i. OÖ., 1. Bd. (1963), S. 162. Lage: 16,5 v.u., 7,0 v.li.u. (46). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Grabherrs Definition dieser Wehranlage als „kleine Burg“ ist unzutreffend. Die Anlage stellt keine kleinflächige, befestigte Burg im Sinne eines hochmittelalterlichen Adelssitzes dar, sondern eine der größten und bedeutendsten Wallburgen des Frühmittelalters in Oberösterreich. Ihre relativ genaue Datierung, mit hoher Sicherheit auf die Zeit der Ungarnkriege des 10. Jhdt. n. Chr. hinweisend, „verdankt“ sich konkret einem Metallsondengänger, der hier in den 1980er Jahren zahlreiche Fundgegenstände (ungarische Pfeilspitzen, Zierbeschläge, usw.) illegal geborgen hatte. Der Privatmann übte in der Folge tätige Reue und übergab das Fundgut dem Gemeindeamt Auerbach, wo es seitdem hinter Vitrinenglas allgemein zugänglich ist. Frühmittelalterliche „Burgen“ wurden bis etwa zum Jahr 1000 traditionell als großflächige Wehranlagen ohne eigentliche Massivbebauung ausgeführt. Selten nur lässt sich innerhalb des geschützten Innenbereichs ein „Festes Haus“ oder ein Kirchenbau nachweisen. Schutz vor fremder oder feindlicher Annäherung boten aufgeschüttete Erdwälle mit vorgelagerten Gräben, ähnlich jenen urgeschichtlicher Höhensiedlungen. Als besonderes Charakteristikum solcher Anlagen ist weiters das Vorhandensein von Zisternen zu nennen, wie man sie auch am Siedelberg antrifft. Wie es scheint, war die frühmittelalterliche „Burg“ nicht die erste und einzige Anlage an dieser Stelle, denn wenige hundert Meter westlich befindet sich eine weitläufige Hügelgräber-Nekropole, die um 1890 archäologisch abgetastet und aufgrund der Funde und Befunde der Hallstattzeit zugeordnet werden konnte. Es wäre jedenfalls verwunderlich, wenn man in dieser Epoche den topographisch vorzüglich gelegenen Sporn am Siedelberg nicht für eine Höhensiedlung genutzt hätte.

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