1327 Schlussbemerkung und Ausblicke Die komplexe Dokumentation der oö. Burgenlandschaft ist ein wichtiges kulturpolitisches und denkmalpflegerisches Anliegen. Norbert Grabherr hat mit seinem „Historisch-Topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze Oberösterreichs“, ungeachtet etlicher Fehler und Mängel, einen ersten verdienstvollen Schritt in dieser Richtung gesetzt. Als einen der nächsten Impulse wäre die Etablierung einer eigenständigen Burgendatenbank für Oberösterreich anzustreben. Es ist zu hoffen, dass dieses Inventarisierungsprojekt, trotz finanzieller Engpässe und politischer Intrigen, in absehbarer Zeit auf die Beine kommt und somit (endlich!) eine umfassende gesamtwissenschaftliche Aufarbeitung der heimischen Burgenlandschaft Wirklichkeit wird. Leider muss man festhalten, dass die oö. Kulturpolitik in der Vergangenheit kaum Interesse an den mediävalen Bauten des Landes, deren Inventarisierung und Unterschutzstellung zeigte. Dieses Desinteresse steht in krassem Gegensatz zu den Bemühungen der Nachbarländer. Das Bundesland Niederösterreich etwa hat bereits vor über zwei Jahrzehnten(!) das Projekt einer zeitgemäßen Burgendatenbank beschlossen und entsprechende Fördergelder zur Verfügung gestellt.200 Die Nachbarländer Bayern und Tschechien haben ebenfalls umfangreiche Projekte eingeleitet, welche die Inventarisierung von mittelalterlichen Bauten zum Ziel haben. In anderen europäischen Ländern werden Schlösser, Burgen, Burgruinen, Burgställe, Hausberge, Ringwälle, Wehranlagen und Schanzwerke in der Regel unter Denkmalschutz gestellt. Hierzulande befindet sich aber nur eine begrenzte Anzahl von Vorzeigeobjekten unter gesetzlichem Schutz. Die übrigen Anlagen können von den Grundbesitzern jederzeit und ohne rechtliche Konsequenzen demoliert werden, was in der Realität auch häufig geschieht. Beim Erstellen dieser Abhandlung musste jedenfalls wiederholt festgestellt werden, dass sich der Erhaltungszustand unzähliger Anlagen in den letzten Jahren drastisch verschlechtert hat.201 Eine wirtschaftliche Notwendigkeit für die Beschädigungen bzw. Zerstörungen ist aber meist nicht erkennbar. Erstaunlich ist, dass unter den Vernichtern von kulturhistorisch wertvoller Substanz sogar Personen bzw. Institutionen zu finden sind, die sich selber als »Kulturträger« bzw. als »Kulturbewahrer« bezeichnen. Eine beängstigende Entwicklung tut sich insofern auch auf, als Denkmalpfleger und Regionalforscher, die die Beschädigungen bzw. Zerstörungen kritisieren, neuerdings mit Dienstaufsichtsbeschwerden bzw. mit Einschüchterungsklagen bedroht werden. 200 NÖ Burgen online. Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Es handelt sich um die Online-Version der NÖ-Burgendatenbank, eines seit 1999 laufenden Inventarisations-Projekts zur Erfassung der auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Niederösterreich vorhandenen Herrensitze, die zwischen 1000 und 1550 entstanden sind. http://noeburgen.imareal.sbg.ac.at/ 201 Erhebliche Beschädigungen mussten in den letzten Jahren bei folgenden Objekten registriert werden: Althagenberg (MG Hagenberg im Mühlkreis), Burgstallberg (MG Klam), Erlach (MG Haslach an der Mühl), Gschloß (SG Leonding), Gugerl (MG Wilhering), Hochkuchl (MG Lohnsburg), Mekchenhoven (OG Meggenhofen), Mühlbach (SG Leonding), Mühlberg (OG Lichtenberg), Morau (OG Sankt Oswald bei Haslach), Sankt Martin I (MG Sankt Martin im Innkreis), Schlossberg (MG Haag am Hausruck), Wesenberg (OG Waldkirchen am Wesen), Liebenstein (OG Arnreit), Wolfstein (MG Sankt Martin im Mühlkreis), Zirkenauer Wald (OG Engerwitzdorf).
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