Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

111 Eine etwa gleichzeitig angesetzte Grabungskampagne an einer Viereckschanze auf der sog. Kastellwiese (SG Oberndorf bei Salzburg, Flachgau, Salzburg) hat indes ergeben, dass es sich bei diesem Objekt tatsächlich um eine La-Tène-zeitliche Viereckschanze handelt. Raimund Kastler (Salzburger Landesarchäologie) berichtet: „1927 wurde der damalige Landesarchäologe Martin Hell auf die bei Oberndorf–Göming gelegene Flur mit dem Namen Kastellwiese aufmerksam. Das Gelände zeigte damals teilweise bereits verebnet die Spuren einer viereckigen Wallanlage, mit einer Seitenlänge von rund 80 m. An den damals noch vorhandenen Ecken waren deutliche Erhöhungen erkenntlich. Neben römischen Scherben fand sich im Zuge der Begehung auch spätkeltische Graffittonware. Dementsprechend wurde die Anlage als keltische Viereckschanze bezeichnet. In den 60er Jahren wurde das Gelände für landwirtschaftliche Zwecke stark planiert, so dass die Wälle heute nur mehr in Andeutungen erkennbar sind. Die so genannten Viereckschanzen, rechteckige bis quadratische mit Wall und Grabenanlagen ausgestatten Einfriedungen datieren in die Spätphase der keltischen Kultur (Späte Latènezeit 2.–1. Jh. v. Chr.). Zunächst als keltische Kultanlagen gedeutet, werden sie heute eher als Teil von Siedlungen angesprochen. Viereckschanzen sind in Bayern und Baden-Württemberg in großer Zahl bekannt. In Österreich befinden sich lediglich zwei solcher Anlagen. Neben der Fundstelle in Oberndorf–Göming gibt es eine weitere in Lochen–Stullerding (Oberösterreich). Bei beiden Anlagen ist jedoch die Interpretation als keltische Viereckschanze nicht gesichert. Diese beiden österreichischen Anlagen werden derzeit in einem Gemeinschaftsprojekt des Oberösterreichischen Landesmuseums mit der Salzburger Landesarchäologie, der Universität Wien und der University of Bangor Wales untersucht.“ Die erste nachweislich keltische Viereckschanze wurde 2014 unter Denkmalschutz gestellt (56410 KG Oberndorf, GST-NR 741, 740/4, 745/2, 745/4). B. KAMPTNER 1911, 15 REITINGER 1968, 282f. (mit Plan) FÖ 9, 1966/70, 12 POLLAK 1992, Nr. 93, 245 STELZL 2005, 51 – 55 LESKOVAR 2007, 3 KASTLER 2007, 4f. FÖ 47, 2008, 642 KARL 2008, 2ff. STEINGRUBER 2011, 7 POLLAK 2018, 41 DEHIO 2020, 527 C. Planskizze von Hugo v. Preen Vermessungsplan der Oö. Landesbaudirektion (1966) Digitales Geländemodell mit Lage der Schnitte (2007) D. 40116 KG Lochen, GST-NR 300, 301 E. X -10080, Y 318620 F. Schanzwerk (Redoute)

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