11 Zu problematisieren ist auch die Burgruine Steinerberg, die sich in einem Waldstück in der Nähe des gleichnamigen Gutshofes in Ramersberg befinden soll (OG Kleinzell im Mühlkreis).13 Die angebliche Burgstelle besteht aus einem Granitsteinbruch, der in seinem südwestlichen Teil die Mauerreste eines kleinen, rechteckigen Gebäudes aufweist. Die Lage innerhalb des Granitsteinbruchs schließt eine mittelalterliche Burgstelle aber mit Sicherheit aus. Annäherungshindernisse (wie etwa Wälle oder Gräben) sind nicht vorhanden. Historische Nachrichten, die den Bestand eines Herrensitzes belegen könnten, fehlen völlig. Nach dem derzeitigen Forschungsstand dürfte es sich bei der angeblichen Burgruine um die Rudimente eines neuzeitlichen Betriebsgebäudes handeln, das in Konnex mit dem Steinbruchbetrieb stand. Zu kritisieren ist auch der Eintrag zum Bergrücken Gronall, wo sich nach Norbert Grabherr die Erdsubstruktion einer großen Burg, und zwar der urk. 1318/31 genannten Veste Stainsulz, befinden soll (MG Scharten). Das Gipfelplateau weist etliche Gräben, Gruben und Schutthügel auf, die sich eher planlos auf dem Bergrücken verteilen. Begehungen mit Experten aus den Fachbereichen Archäologie, Denkmalpflege und Geologie haben ergeben, dass die Terrainveränderungen am Gronall nicht von einer mittelalterlichen Burgstelle herrühren, sondern beim Abbau von Massenrohstoffen (wie etwa Sandstein, Glaukonitsand und Schlier) entstanden sind. Ins Reich der MÄRCHENSCHLÖSSER ist jenes Schloß Felß zu verweisen, welches sich in der Rotte Buchholz befunden haben soll (MG Herzogsdorf). Erstaunlich an dem Eintrag ist, als Grabherr eine präzise Beschreibung des Herrensitzes übermitteln kann, obwohl er das angeblich im Jahre 1955 abgebrannte Gebäude persönlich nie gesehen hat, und auch keine historische Beschreibungen, Darstellungen oder Fotografien bekannt sind. Echte urkundliche Nennungen, die den Bestand eines Schlosses Fels belegen könnten, fehlen völlig; die von Grabherr angeführten Erwähnungen beziehen sich auf einen Sitz in der 1,2 km entfernten Ortschaft Stamering. Grabherrs einzige Quelle ist eine Wilheringer Flurkarte aus dem Jahre 1733, in der in dieser Gegend ein Gebäude mit zwei Türmen eingezeichnet ist, das als „Schloß Felß“ bezeichnet wird. Mit diesem Schloss Fels ist allerdings nicht ein bislang unbekannter Herrensitz gemeint, sondern die Burg Rotenfels, die sich wenige Meter nordwestlich der angeblichen Fundstelle befindet. Die imaginären Burgen Kraxenberg, Hohenstein, Volkenstorf-Rabenberg, Mitterberg, Kastl, Kastell, Steinerberg, Gronall und das ominöse Märchenschloss Fels sind leider keine Einzelfälle, zahlreiche weitere Objekte dürften nur in der Fantasiewelt des Burgenforschers und Archivars existiert haben.14 Etliche seiner fragwürdigen Einträge entstanden offensichtlich durch unkritisches Rezipieren von 13 Anmerkung: Die fragwürdige Burgstelle in der OG Kleinzell im Mühlkreis ist nicht ident mit der Burg Steinerberg, deren Lagestelle sich in der MG Altenfelden befindet. 14 Zu problematisieren sind insbesondere folgende Einträge: Hohenstein (MG Eggelsberg), Kraxenberg (OG Kirchheim im Innkreis), Ameisberg (OG Lengau), Matzelsberg (OG Moosbach); Kronberg (OG Pischelsdorf am Engelbach), Wihse (OG Moosdorf), Roßbach I (OG Roßbach), Kindsbründl (OG Schalchen), Gronall (MG Scharten), Burgstall (OG Grünau im Almtal), Seisenburg I (MG Pettenbach); Volkenstorf - Rabenberg (SG Enns), Kemating (OG Schildorn), Waldzell (OG Waldzell), Mitterberg (MG Luftenberg an der Donau), Kastl (MG Mitterkirchen im Machland), Kastell (MG Ried in der Riedmark), Erlau (MG Sankt Georgen am Walde), Geyersberg (MG St. Martin im Mühlkreis), Neundling (MG St. Peter am Wimberg), Burgstall (OG St. Veit im Mühlkreis), Burgstall (OG Helfenberg), Steinerberg (OG Kleinzell im Mühlkreis), Gschlößl (MG Ternberg), Radhaming (MG Vorchdorf), Burgstall (OG Nußdorf am Attersee), Poidlschopf (OG Zell am Pettenfirst), Greulsburg (OG Edt bei Lambach), Fels (MG Herzogsdorf), Schützenstein (OG Spital am Pyhrn), Weyer (OG Sipbachzell), Kestelwang (OG Sipbachzell). Etliche der im Handbuch angeführten Schanzwerke sind ebenfalls nicht nachweisbar (MG Liebenau, OG Esternberg, MG Raab, MG Eberschwang, OG Oberschlierbach).
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