Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

1089 13 OG Nußdorf am Attersee R/13/1 Daxberg (Dachsberg) R/13/1 Burgstall: Nächst der O. Dexelbach und Parschallen, KG. Nußdorf, befindet sich auf einem Hangsporn das Erdwerk einer kleinen Wehranlage mit der Lokalbezeichnung „Burgstall“; keine Beurkundung. Lit.: FB II, S. 265. Lage: 23,2 v.u., 8,9 v.r.u. (65). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Das postulierte „Erdwerk einer kleinen Wehranlage mit der Lokalbezeichnung Burgstall“ am Dachsberg (Daxberg, Dexelberg, Kote 565 m) ist nicht vorhanden, der Flurname bei der indigenen Bevölkerung völlig unbekannt. Grabherrs Eintrag beruht auf einem Fundbericht des Regionalforschers Ernst Fietz, den er offensichtlich völlig falsch interpretiert hat. Zur Fundgeschichte: Ernst Fietz und seine (erste) Gattin verbrachten im Juni 1937 ihren Urlaub am Attersee. Bei einer Wanderung zusammen mit dem Heimatforscher Josef Messenböck entdeckte er am Daxberg etliche Geländeanomalien, die er folgendermaßen interpretierte: „Zwischen Dexelbach und Parschallen am Attersee steigt westlich der Daxberg an, der gegen die Seeseite mit mächtigem doppeltem Kniewall gesichert ist. Am Osthang des Daxberges sind mehrere tumulusartige Hügel. Probeanschnitte am 12. und 13. Juni (1937; Anm. d. Verf.) haben aber gezeigt, daß es keine Grabhügel sind, sondern vermutlich Aufwürfe von Probeschürfungen auf Stein. Am Rücken des Daxberges sind 2 wohngrubenartige Vertiefungen. Ich halte diese aber für Einsturztrichter, hervorgerufen durch eine Höhle im Berginnern. Trotz der geringen Höhe des Daxberges ist die Aussicht nach Norden und Süden über den See großartig. Diese Aussicht, die leichte Erreichbarkeit, die Möglichkeit der Unterbringung größerer Menschenmengen in der Mulde südlich des Daxberges, die vermutete Höhle und die Verwallung lassen auf eine Kultstätte der Pfahlbaubewohner schließen.“ Der „doppelte Kniewall gegen die Seeseite“ konnte bei der archäologischen Landesaufnahme des Attergaus durch Marianne Pollak (BDA) und Johann Eicher (Heimatverein Attergau) nicht verifiziert werden. An der Ostflanke der Bergkuppe konnten allerdings artifizielle Terrassen festgestellt werden, die vermutlich von einem ehem. Weinberg herrühren. Es besteht der berechtigte Verdacht, dass diese Terrassen von Ernst Fietz fälschlicherweise als „doppelter Kniewall“ interpretiert wurden. Echte Befestigungsspuren konnten von Pollak und Eicher jedenfalls nicht festgestellt werden. Die angebliche „Kultstätte der Pfahlbaubewohner“, die sich auf der Bergkuppe befinden soll, erschließt sich weder durch positive Geländemerkmale noch durch entsprechende Lesefunde. Wie aus dem problematischen Fundbericht von Ernst Fietz das „Erdwerk einer kleinen Wehranlage mit der Lokalbezeichnung Burgstall“ entstehen konnte, ist ein weiteres Mysterium des Handbuches. B. FÖ 2, 1934/37, 265 (E. Fietz) FIETZ 1934–40, Bericht 4, 11 REITINGER 1968, 316 C. D. 50020 KG Nussdorf, GST-NR 1774/6, 1774/7 (künstliche Terrassen) E. 14157,16 / 301981,10 (künstliche Terrassen) F. Kein Adelssitz / Burgstelle / Wehranlage erkennbar

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