Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

10 Burgreste sind als Materialentnahmegruben zu taxieren. An der von Grabherr genannten Lagestelle, die sich wenige Meter östlich der von Schlickinger genannten Lagestelle befindet, sind ebenfalls keine positiven Geländemerkmale eines Herrensitzes zu erkennen. Die angeführten historischen Nachrichten, die den Bestand der Innviertler Burg belegen sollen, beziehen sich nach der Urkundendatenbank der Universität Köln (Monasterium) auf eine Burg in Oberbayern. Zu problematisieren ist der Eintrag zu der Burg Volkenstorf, deren Lagestelle sich nach Norbert Grabherr in einem Waldstück am Fuße des Rabenberges befinden soll (SG Enns). Die angebliche Fundstelle besteht aus einem mäßig abfallenden Hangrücken, der einige längliche Gräben aufweist. Grabherr sieht hier die Rudimente des Stammsitzes der Volkersdorfer, einer ehem. Wasserburg, die durch eine Teichanlage mit Damm und tiefe Wassergräben geschützt war. Aufgrund der Auswertung der ALS-Daten ist diese Deutung allerdings massiv zu bezweifeln. Bei den angeblichen Wassergräben handelt es sich um sog. Erosionsrinnen. Der angebliche Teich mit Damm ist nirgendwo erkennbar. Bodenfunde fehlen völlig, was für einen Herrensitz, der vom 12. bis ins 17. Jhdt. in Verwendung stand, höchst ungewöhnlich wäre. Irritierend ist auch, wieso die am meisten gefährdete Seite der angeblichen Burg (nämlich gegen den Rabenberg) keine Annäherungshindernisse aufwies. Nach übereinstimmender Ansicht von namhaften Experten aus den Fachbereichen Mittelalterarchäologie, Denkmalpflege und Geologie ist die von Grabherr propagierte Burgstelle dubios.12 Nicht nachweisbar ist die Burg Mitterberg, die sich bei einem Bauernhof am Südhang des Berges Hohenstein befinden soll (MG Luftenberg an der Donau). Positive Geländemerkmale dieser angeblichen Burgruine konnten trotz Auswertung der ALS-Daten und unzähligen Geländebegehungen nicht verifiziert werden. Die wiederholte Nachfrage bei den Einwohnern des Gutes und bei Lokalforschern blieb völlig ergebnislos. Historische Nachrichten, die den Bestand eines Herrensitzes belegen könnten, fehlen. Gleichfalls ergebnislos verlief die Suche nach der ominösen Burg Kastl, die sich bei einem Bauernhof nahe der regulierten Naarn befinden soll (MG Mitterkirchen im Machland). Diese angebliche Burgstelle ist an der angeführten Lagestelle nicht nachweisbar, der Flurname „Burgstall“ den Einwohnern des Gutes und der Lokalforschung völlig unbekannt. Historische Nachrichten zu diesem angeblichen Herrensitz fehlen auch hier. Höchst fragwürdig ist auch die Burg Kastell, die sich beim Kastlgut in der Rotte Holzgasse befinden soll (MG Ried in der Riedmark). Hier ist schon einmal die etymologische Deutung des Hofnamens als „Kastell“ zu problematisieren. Die angebliche Burgstelle liegt auf einem mäßig abfallenden Hang, der durch längliche Gräben durchschnitten wird, die in großen Materialentnahmegruben enden. Echte Befestigungswerke (wie etwa Erdwälle) sind nicht vorhanden. Das Mittelwerk einer mittelalterlichen Burg ist nirgendwo erkennbar. Urkundliche Nennungen, die den Bestand eines Herrensitzes belegen könnten, fehlen völlig. Nach Ansicht von namhaften Experten aus den Fachbereichen Archäologie, Denkmalpflege und Geologie dürften die Terrainveränderungen beim Abbau des Massenrohstoffes Lehm entstanden sein. 12 Anmerkung: Die durch eine wissenschaftliche Untersuchung bestätigte Lagestelle der Burg Volkenstorf befindet sich ganz woanders, und zwar beim Schloss Tillysburg (MG St. Florian).

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