Die kurbayerische und österreichische Landesdefension von 1702 bis 1704 zwischen Donau und Hausruck

Wenige Tage zuvor, am 8. Februar 1704, war der bayerische Generalfeldwachtmeister von Tattenbach mit ca. 800 Mann zur Eintreibung der vereinbarten Kontributionen über Riedau nach Neumarkt vor dem Walde vorgerückt und unterwegs, am 14. Februar, bei nebeligem Wetter und schlechter Sicht in unkluger Weise von den österreichischen Landmilizen attackiert worden. Die Bayern rächten sich fürchterlich, zuletzt auch mit einem Pogrom im nahen Neumarkt. Dabei wurde viele Bürger und Bauern, Frauen und Kinder getötet, der Pfarrer verprügelt und der Vikar entführt. „…den 14. Febrer aber frühe kham eine feindliche starkhe Troupp von Cavallerie und Infanterie unter Commando des bayrisch Obrist H. Wendt auf die Gränizwacht an, welche wegen des dickhen Nebels von selber vor eine khleine Parthey angesehen wurdte, die Wacht machte Lärmen und das Landtvolkh versambelte sich, marchierte auch gegen den anrückhendten Feindt unter Commando ihres Leuthn. Vor den Markht hinauß, postierte sich nach längs eines Gehölzes, und alß die feindlichen Tragoner anhielten, gaben sy/ aber zum Unglick auf peurischen Gebrauch/ alle zu gleich Feyr, verschossen sich mithin, und hatten nicht mehr Zeit zum Laden, sondern der Feindt trunge auf sy an, und mit ihm zugleich in den Markht Neumarkht ein. Da es dan ein grausambes Mezlen sowohl under den Bürgern alß Paurn, als Weiber und Kinder/ welche nicht entfliehen khöndten/ abgab, alles wurdte rain außgeblindert, ja des Allerheiligsten selber nicht verschonnt, dan das mit den hochheiligsten consecrierten Hostien gefüllte Ciborium/ nachdem selbe auf den Altar außgeschüttet …“34 Bei der Belagerung von Schloss Erlach wenige Kilometer weiter westlich wurden die ausfallenden Österreicher im nahen Schildorf von bayerischen Truppen gestellt und niedergehauen. Der bereits durch Schüsse verwundete Gränitzhauptmann Fieger wurde „noch lebendter in das Feur geworfen und (er hat) mit vorgedachten Dorf ellendiglich verbrennen müssen“.35 Am 10. Januar berichteten die Verordneten in Linz dem Kaiser in Wien, dass „…bey 200 Burger und Paurn erfunden und gezellet werden, welche auf so entsezliche barbarische Weis entleibet und von dem Feind zuschandten gerichtet, das thails auf erbärmlichste Arth erwirget, andere aufs Viechsmanier und vom Hals durch den Kopf ausgestochen, theils enthaubtet uund ihnen die Köpf heunisch unter die Armb gestekhet, ja sogar einer darunter lebendig gebratten … worden.“36 34 Vgl. Hoheneck, Relation. 35 Vgl. Hoheneck, Relation. 36 Vgl. Bericht der Verordneten nach Hof (10. Februar 1704), OÖLA LA Bd. 624 F. I. 9. 2. 34

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2