Die kurbayerische und österreichische Landesdefension von 1702 bis 1704 zwischen Donau und Hausruck

„Es hate aber vorbeschribenermaßen das khay. Corpo nicht sobaldt Peuerbach verlassen, als sowohl Bürger und Pauren das Gewöhr ablegten, alle auseinander und nach Haus lieffen, und mit guetten/ das Böse wahr dermahlen mit a tempo/ sich zu Defendiren nit persuadieren ließen, thails thraten sogar ihre Officiere und mithin weillen nichts mehr mit selben zuthun wahr, verließen sowohl aber alß Unterofficier ihre Posten, und diese neuerhoffte Retirada hat den sonsten resoluten Landtvolckh sogar den Mueth genohmen …“30 Der Befehl zu Rückzug kam also einer allgemeinen Fahnenflucht nur zuvor! Der Kurfürst verschonte seinerseits Peuerbach, dessen Vorstadt die Kaiserlichen noch zuvor durch Brand niedergelegt hatten, und bezog dort Quartier. Eine Teileinheit ließ er bis nach Eferding vorstoßen; er selbst belegte nun seinerseits das ganze Hausruckviertel mit schweren Kontributionen: 600000 Gulden, 30000 Zentner Mehl, 100000 Metzen Hafer und 50000 Zentner Heu waren binnen 10 Tagen bei ihm abzuliefern!31 Ausgerechnet in diesem günstigen Augenblick trafen im kurfürstlichen Hauptquartier ähnlich wie im Vorjahr ungünstige Meldungen ein – nunmehr aus München, die von einem drohenden Einfall aus Tirol sprachen. Da damit das Zentrum seiner Herrschaft in Gefahr war, traute der Kurfürst der Sache nicht und erteilte am 17. Januar 1704 seinen Kampfeinheiten den Befehl zum Rückzug! Dass er einem Fehlalarm aufgesessen war, wird sich erst später herausstellen. Beim Abzug der Kurbayern muss die Stimmung auf beiden Seiten äußerst gereizt gewesen sein. Noch in Peuerbach kam es zu einigen Exzessen der wütenden und enttäuschten Bayern, ein Bürger wurde niedergesäbelt und eine Dienstmagd erschossen.32 30 Hoheneck, Relation. 31 Vgl. Hochedlinger, S. 63. 32 Vgl. Hochedlinger, S. 64. 32 Ein bayrischer Hartschier, Leibgardist des Kurfürsten Max Emanuel.

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