Die kurbayerische und österreichische Landesdefension von 1702 bis 1704 zwischen Donau und Hausruck

Dieses Vorgehen wurde allerdings auf Veranlassung des Generalfeldwachtmeisters von Solari modifiziert. Von Solari entschied sich im Vergleich zur Gegenseite zu einem deutlich ökonomischeren Vorgehen: Zum einen verstand er es geschickt, natürliche Geländevorteile wie z. B. das Flüsschen Pram mit seinem Steilufer in die Defensionsplanung einzubeziehen, zum anderen deckte er im ganz südlichen wie im nördlichen Abschnitt weite Strecken durch Waldverhaue ab, die in Österreich auch „Verhack“ genannt wurden (z. B. im Sauwald und in der Sallet). Zum dritten entwickelte er an besonders invasionsgefährdeten Abschnitten ein in der Tiefe gestaffeltes System am Grenzwachen, die meist in den grenznahen Dörfern lagen und in der Edangler-Mappa an kleinen Mann-Symbolen erkenntlich sind. Diese „Postierungswachten“, die auf bayerischer Seite „Feldwachposten“ hießen, rekrutierten sich aus den Landes- und Scharfschützen des Hausruck- und Traunviertels. Es handelte sich immerhin um 744 Mann mit paramilitärischer Ausbildung und funktionsfähiger Schusswaffe.15 Den Bau von größeren Schanzwerken mit Palisadierung und ortsständigen Wachmannschaften beschränkte von Solari aber wegen des immensen Aufwands auf die strategisch bedeutsamen Durchgangsorte, wie z. B. Pram, Peuerbach, Neukirchen am Walde oder Schloss Erlach. Auch einzelne Durchgangsstraßen wurden mit Schanzwerken armiert. Dazu liest man in der Hoheneck’schen Relation: „Allein hat vorermelter Herr Graf Solar, nachdem schon die Gräniz und besichtiget/: denen wür auf Euer Gonst und Freundschafft von 12. Jannuary ad 1703 an uns erlassenen ordre von Engelzell bis Haag begleitet, spesiert und alle verlangte Außkhunfft gegeben/ solche Verschanzung eingestelt und hingegen nur die Märkht Neukhürchen am Waldt und Peurbach, das Schloß Erlach und Dorff Pramb, zu verpallisatieren, selbe mit regulierter Miliz zu besezen, und in underschiedlichen dazwischen auf der Gräniz gelegenen Dörffern Postierungswachten von ermelter Miliz aufzustekhen anbefolchen, welches alles auch nachgehendt solchergestalten verlangtermassen effectuiert worden …“16 Wie ausgeklügelt von Solari in Zusammenarbeit mit den Grenz-Kommissären vorging, wird sich an einem besonderen Beispiel zum Ende dieser Arbeit erweisen. 15 Vgl. A. Danzer: Spanischer Successions-Krieg, Feldzug 1703, in: Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen, Serie 1, Bd. 5, Wien 1878, S. 382. 16 Vgl. Hoheneck, Relation. 20

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