Die kurbayerische und österreichische Landesdefension von 1702 bis 1704 zwischen Donau und Hausruck

Die österreichische Landesdefension von 1702/04 Auch die österreichische Seite blieb nicht untätig: Mit Auftrag vom 14. Oktober 1702 unternahmen der Freiherr Franz David Engl von Wagrain und Matthias Ferdinand Castner von Siegmundslust auf Wolfsegg eine Grenzvisitation, bei der sie alle gegnerischen Maßnahmen auskundschafteten und den eigenen Handlungsbedarf, auch bezüglich der Versorgung und des Nachschubs, klärten. Hierauf wurden in Tollet, Peuerbach, Engelhartszell, Weidenholz, Erlach, Aistersheim, Wolfseck und Riedau Hauptprovianthäuser und Ausrüstungsstationen angelegt. Ende November 1702 schickte Wien zusätzlich den Obristleutnant Georg Pankraz Gückl von Weinbruch zur Organisation des Schanzenbaus. Ab dem 23. November 1702 erfolgte die Aushebung der Schanzmannschaften in den grenznahen Landgerichtsbezirken, wobei das Regime wegen der knappen Zeit noch härter ausfiel als auf kurbayerischer Seite: Ein Mann pro Feuerstätte oder Hof hatte mit entsprechenden Werkzeugen zur Schanzarbeit zu erscheinen!12 Für die Administration der ständischen Landesverteidigung wurden vier Proviantund Grenz-Oberkommissäre ernannt, darunter jener Genealoge namens Johann Georg Adam von Hoheneck, der bereits weiter oben vorgestellt wurde. Er hinterließ über seine Aktivitäten einen ausführlichen Bericht, die „Kommissions-Relation 1702 – 1705“, aus der wir im Folgenden immer wieder zitieren werden.13 Mit Hilfe dieser Männer ließen die Verordneten der obderennsischen Landstände in Linz an strategisch wichtigen Punkten die Grenze gegen Kurbayern ebenfalls mit Schanzen und Verhauen sichern. Dazu erließen sie am 23. November und 6. Dezember 1702 Patente über die Rekrutierung von Schanzarbeitern. Ursprünglich war eine ganze Kette von Grenzbefestigungen geplant, von Pöndorf im österreichisch-bayerisch-salzburgischen Dreiländereck, über Frankenburg, Wolfsegg, Geboltskirchen, Haag, Riedau, den Sallet-Wald nach Walleiten und St. Aegidi bis nach Engelhartszell.14 12 Vgl. Hochedlinger, S. 30f. 13 Vgl. Nachlass Seyrl., HS 1: Kommissions-Relation 1702-1705, von Georg Adam von Hochenegg (heute meist Hoheneck geschrieben). 14 Vgl. Hochedlinger, S. 31, wobei Hochedlinger in der Fußnote präzisiert, dass es sich überwiegend um Grenzverhaue, also nicht um Schanzwerke gehandelt habe. Inzwischen sind auch auf dem Südkamm des Hausrucks 2 österreichische Schanzwerke identifiziert, z. B. am sog. Tanzboden, an der Verbindungsstraße zwischen Eberschwang und Schwanenstadt, oder am Guggenberg, an der Verbindungsstraße zwischen Ried und Frankenburg/Vöcklamarkt. 19

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