Werner Robl: Die Verteidigungsmaßnahmen an der Innviertler Grenze Das kurbayerische Landesdefensionswerk von 1702 Im Herbst 1702 hatte der Kurfürst mehr aus psychologischer und wirtschaftlicher denn aus militärischer Erfordernis heraus die wehrfähige Umgrenzung seines Kurfürstentums angeordnet. Bei dieser kurbayerischen Landesdefensionslinie handelte sich um eine mehrere hundert Kilometer lange Linearverschanzung, unterbrochen von Pfeilschanzen und Redouten mit Blockhäusern, z. T. auch ergänzt durch komplexere Schanzanlagen und Waldverhaue. Die unendlich schwere Arbeit, das ganze Kurfürstentum zu umgrenzen, bewerkstelligten eilends ausgehobene, mit Hacken und Schaufeln bewehrte Schanzmannschaften, deren Arbeiter aus der Landbevölkerung, meist aus dem Bauernstand, kamen. Nur hin und wieder wurden diese zwangsrekrutierten Schanzer um militärische Einheiten ergänzt. Nach Fertigstellung sollten die neuen Linien mit neu aus der Zivilbevölkerung Bayerns ausgehobenen Landfahnen, d. h. mit Schützen und wehrfähigen Bauern besetzt werden. Bei frühzeitig hereinbrechendem Winter 1702 wurde den Schanzarbeitern eine physische Leistung abverlangt, die in dieser Zeit reiner Handarbeit gar nicht hoch genug veranschlagt werden kann. Nicht selten fanden die schlecht bezahlten und noch schlechter ernährten und bekleideten Schanzer den Tod, wie nebenstehende Mitteilung über ihre „Crepirung“ verrät. Wenn hier vom Aufgebot „des dritten Mannes“ die Rede ist, dann bedeutete dies nichts anderes, als dass zunächst jede dritte Feuerstelle, d. h. jeder dritte Haushalt, einen arbeitsfähigen Mann zum Schanzen abstellen musste, und die bei15 Aus C. Aquilinius alias Johann Jakob Hartmann: „Außführliche Historie Des jetzigen Bayrischen Kriegs“, Bd. 1, Cölln (i. e. Nürnberg) 1703, S. 190f.
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