Linz a.d. Donau - culturhistorisch und topografisch geschildert

I. Linz in der Geschichte. Wer heilte die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz von einer der be nachbarten Anhöhen betrachtet, der ahnt kaum, dass diese so thaufrisch, so jugend lich neu und licht aussehende Donauperle eine historische Vergangenheit — doch gewiss nicht dunkel, sondern ehrlich und ehrenvoll — von mehr als zwei Jahrtausen den hinter sich hat. Der freundliche Leser wird sich angeregt fühlen, wenn der Verfasser die historischen Hauptmomente nicht in trockener Aufzahlung berührt, sondern in den wichtigsten Zeitbildern, wenn auch nur in Contouren, vor seinem geistigen Auge entrollt. Das erste Bild ist noch dunkel. I. Linz unter den Kelten. Eis ist anno 388 vor Christo. Der geschichtliche Mensch erscheint in unserer Gegend, der Kelte. Woher er gekommen, ist nicht ganz aufgeklärt. Hochgewachsene, kraftvolle Recken des keltischen Stammes der Taurisker ziehen im Lande ein,^ ein eitles, prunksüchtiges Volk vom Kopf bis zu den E'üssen. Das stolze Haupt* mit den trotzigen blauen Augen ist vom dünnen Haarring umzogen, von einem Helme bedeckt, der in drohenden Thiergestalten oder wehenden E'ederbüschen ausläuft; die Ohren sind mit Bernstein beringt. Dem einen deckt ein schimmernder Metall panzer die breite Brust, den andern umhüllt ein faltiges Gewand, das eine mächtige glänzende Metallschliesse oder eine zierliche Fibel aus federndem Drahte zusammen hält. Ein reicher Goldblechgürtel mit dem perlenbesetzten Dolche umschliesst die Hüfte. Die Rechte ist mit dem langen Spiesse oder mit einem kurzen Schwerte ohne KreiizgrifF, auch mit der eigenthümlichen Streitaxt bewehrt. Die Linke halt den Lederschild. Schwere Bronzeringe umschliessen die markigen Arme und die sehnigen Füsse. Unter den Schaaren der Kelten sehen wir ihre Priester (Druiden genannt), angethan mit ko.stbaren rothen Gewändern, goldenen Halsketten, Arm spangen, Ringen. Das Plaupt ist mit einer Krone aus Eichenlaub umrankt, auf den Schuhen erglänzt das Pentalpha als Symbol der obersten Gottheit der heidnischen Kelten. Am rechten und linken Ufer der Donau sehen wir, wie sich dieses auf einer höheren Stufe der damaligen Kultur stehende Volk sesshaft macht und häus lich einrichtet. Auch das Terrain der jetzigen Landeshauptstadt ward zur Keltencolonie geeignet. Der »alte Mann«, wie im Munde der Bergleute d^r keltische

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