Linz a.d. Donau - culturhistorisch und topografisch geschildert

— 29 — angelegte Platanen- und Kastanienallee mit Ruhebänken. Auch hier wäre ein Terrain, auf dem sich ein Wohithäter durch Schaffung eines Stadtparkes verewigen könnte. Wei-fen wir einen Blick nach Osten, so fesselt uns der Prachtbau des Amtsgebäudes der allgemeinen Sparkasse (Seite 30), daneben das Majoratshaus der Starhemberge, deren einer, der edle Rüdiger, anno 1683 im Türkenkriege die Stadt Wien, mit dieser das ganze Oesterreich, ja das halbe Europa vom Untergange durch die Moslems errettet hat; auf der Westseite imponirt das Plans des Buchdruckers Wimm er durch gefällige Formen. Das Theater mit denRedoutensälen (Seite 20) dehnt sich am oberen Theile der Promenade aus. Wir werfen einen Blick auf den mit Landschaftsbildern aus Oberösterreich geschmückten Landhausthurm und betreten durch das Südportal das an seinem Giebel mit dem Adler geschmückte Landhaus (Seite 19); nach Passirung des Durchganges werfen wir einen Rückblick auf das prächtige mai*- morne Nordportal und auf das P'enster des »steinernen Saales«, dann einen Seitenblick gen Osten nach der in ihrer Front mit der Klosterstrasse gleichlaufenden Minoritenkirche (Seite 16) und nach dem Statthaltereigebäude, betreten hierauf in gerader Richtung die Altstadt, den ältesten Theil der Donaustadt. Plier um weht es uns mit der Romantik der Vergangenheit des Ritterthums und Mittelalters. An der Westseite gewahren wir den massigen Bau des einstigen Graf Kh e v e n h ü 11e r's c h e n Hauses — jetzt einem Kautmann Maurhard gehörig —, in welchem Graf Ludwig Andreas von K h e V e n h ü11 e r, der berühmte Kriegsheld unter Maria Theresia, 1683 das Licht der Welt erblickte und Erzherzogin Elisabeth, Schwester Kaiser Josefs II., 1808 starb. (Siehe Seite 15) An den wappengekrönten Stiftshäusern von Kremsmünster und Wilhering, an einstigen alten Adekssitzen vorüber, an deren Erkern manche minnigliche Maid verstohlen auf die unteren Fünftausend, welche Linz in Zeiten des Ritterthums zählen mochte, herabblickte, ge wahren wir auf unserer Wanderung rechts und links Strassenbenennungen wie Hofgasse, Hofberg,T ummelplatz, welche uns an die ent schwundenen Zeiten der einstigen Fürstenresidenz erinnern. Fast dünkt es uns im Zwielichte des alten Stadttheiies, als sähen wir die vornehmen Herren nach dem Kaiserschlosse hinaufreiten, als hörten wir die Namen von Klang, welche die »Läufer« vor den Galawagen ihrer in Linz be hausten Herrschaften, der Starhemberg und Auersperg, der Losenstein und Sprinzenstein, der Po11heim und Thür heim, ausriefen. Doch die meisten Geschlechter, die von 1204 bis in die Mitte unseres Jahrhunderts hier als Landeshauj^tleute oder Statt halter wirkten, sind längst ausgestorben, ihre Wappenschilder sind zer brochen und mit den letzten des Stammes in's Grab gelegt, mancher Stamm treibt heute noch blühende Zweige. Das alte Kaiserschloss da oben hat seine Burgherrlichkeit eingebüsst und ist zur Kaserne geworden. Die heldenhaften Ritter des Mittelalters sind dahin; aber ritterliche Plelden sind es heute noch, die aus der alten Fürstenburg herabziehen, die Soldaten des vaterländischen Infanterieregimentes Grossherzog von PIessen und die oberösterreichischen Jägertruppen. Im kalten Norden Dänemarks haben sie ihr heisses Herz-

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