— 26 — Fesselnd ist das bewegte Leben auf dem Strome, Kleine Kähne drängen sich zwischen die »Hohenaiier« oder »Kelheimer«, grosse Holzschiffe, die Gyps, Kalk oder Steinplatten aus dem Tirolischen oder Bairischen bringen; riesige Scheiterflösse und kleine Zillen, mit Obst, Kraut oder sonstigen Cerealien beladen, bringen Abwechslung in das bunte Bild. Gewaltige Remorqueurs und Schleppschiffe, von ungarischen Matrosen bemannt, harren des Löschens ihrer Ladungen, bestehend in niederösterreichischen Weinen, ungarischem Getreide und Mehl, um norisches Eisen dafür aufzunehmeh. Weit unten umzieht der Salon dampfer die Insel, der fremde Herrschaften und einheimische Dienst boten, behäbige Bürger und fahrende Gesellen, nach dem Zonentarif vertheilt, stromabwärts nach Wien trägt. Ein Rauchwölkchen ober halb der Brücke zeigt uns wieder den Kurs des im Engpasse unserem Blicke entschwundenen Personenschiffes, das nach Passau, oder eines tiefbeladenen Frachtbootes, das nach Regensburg keuchend aufwärts dampft. Wenn die helle Sonne auf den hübschen Quaibauten hüben und drüben, dann auf der gesegneten weiten Landschaft ruht, ihre goldenen Strahlen auf dem Strome der Nibelungen, auf der Heerstrasse der Kreuzfahrer sich spiegeln, dann bietet die Brücke, dieser von frischer Brise umwehte Corso von Linz, ein Panorama von unvergesslichem Eindrucke. Beginnen wir unseren Rundgang — zuerst nach der Westhälfte — so bringen uns wenige Schritte nach dem vom im- ]">osanten Zinshaiise der allgemeinen Sparkasse (Seite 20) nord wärts monumental beherrschten, durch seine Ausdehnung Uberraschen den Franz Josef-Platz, den regelmässige Bauten umsäumen. Wir finden hier an der Westseite und Südseite die grösseren Bankhäuser, an der Ostseite das Rath haus (Seite 19); in den Morgenstunden erfüllt die Menge von Käufern und Verkäufern den gewaltigen Raum, der ftir die Linzer als Centralmarkthalle ohne Dach dient. Die Mitte des Platzes schmückt eine 26 Meter hohe Dreifaltigkeits-Säule aus Marmor, eine Widmung der Bürgerschaft und Stände aus 1723, der Errettung aus Pestnoth geltend. An dieser Stelle stand am 26. März 1627, dann in den Jahren 1632, 1633 und 1636 das Blutgerüste, auf dem nach Bekämpfung der damaligen Bauernunruhen den Haupträdelsführern durch den Henker der Kopf zu Füssen gelegt wurde. Hier wurde das Seite 22 erwähnte Turnier abgehalten. Der Freund der edlen Tonkunst wird die Gedenktafel beachten, welche das Flöte 1 Frankfurt schmückt zur »Erinnerung an Ludwig van Beethovens Aufenthalt 1812, 1814, 1815.« Einige Schritte von der südöstlichen Platzecke einbiegend führen nach der »alten D o m k i r c h e«, (Seite 15)im Gegensatz zum neuen D o in so genannt. Wir schreiten gerade aus, der Tramwaylinie nach, passireii die von hübschen Verkaufsmagazinen und stattlichen Bauten flankirte Sc h m i dthorstrasse und erreichen beim sogenannten Tauben markt die Landstrasse als belebteste Strasse der Stadt. Auf der Ostseite dieses Hauptcorso von Linz lenkt ein massiger Bau die Aufmerksamkeit auf sich, das einstige Postamt, jetzt Zinshaus. Das wäre der geeignete
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