Linz a.d. Donau - culturhistorisch und topografisch geschildert

— 23 — neigen und beugen sieb die huldigenden Stände, die, im Sinne Karl Alberts das Nützliche mit dem Angenehmen verbindend, 6000 Dukaten als Huldigungsgeschenk darbringen. Wir sehen den Kurfürsten und seinen Generalstab mit den geladenen Gästen hierauf beim Festmahle sitzen. Es ist aber historische Thatsache, dass den Ständen keiner der guten Bissen schmeckte, weil ihnen die Huldigung zu sehr im Magen lag. Als ein eifriger Agent des Kurfürsten auf den »neuen Landesherrn und Herrscher von Oesterreich« und auf Linz »als starkes Bollwerk der neuen bairischen Herrschaft« ein Hoch ausbrachte, da blickten die Stände tief beschämt zu Boden und Hessen vom Rittersaale des Linzer Schlosses durch ein Hinter pförtchen die Meldung nach Wien abgehen, »dass sie von den Umständen ge zwungen die Huldigung gethan und den innigsten Wunsch hegen, bald wieder unter die mildeste Herrschaft des Hauses Oesterreich zu gelangen«. Und rasch ging dieser heisse Wunsch der Stände — das Volk von Linz hatte ja dem Kur fürsten nicht gehuldigt — in Erfüllung. Ueber Nacht war Karl Albert ein Kaiser ohne Reich, ein Fürst ohne Thron geworden, der seine Hauptstadt München als Flüchtling verlassen musste, in welche Maria Theresia, die Kaiserin, mit ihrem siegreichen Heere einzog und sich von den bairischen und oberpfälzischen Ständen huldigen Hess. Das Blatt hatte sich gewendet. Am 25. Juni 1743 sehen wir wieder einen feierlichen Staatsact im Schlosse zu Linz. Im glänzend geschmückten Rittersaale sind 11 Prälaten der geistlichen Stifte, 90 Mitglieder des Herrenstandes, 20 des Ritlerstandes und 20 Abgeordnete der landesfürstlichen Städte von Oberösterreich versammelt und harren der Dinge, die da kommen sollen. Und sie kam, die milde verzeihende Herrscherin Maria Theresia, und Hess sich von den Ständen als angestammte Landesmutter huldigen. Wir sehen sie auf dem Thronsessel sitzen im ganzen Liebreize einer jungen Frau, die 25 Lenze zählte, eine edle feine Gestalt, von Majestät umflossen; die hohe Stirne krönt das Diadem, das blonde Haar wellt in reichen Locken über die Schultern, die Wangen sind von Gesundheit rosig überhaucht, das grosse tief blaue Auge voll Lebhaftigkeit und Ausdruck überschaut sanft und milde die Reihen der Stände, mit angenehmer Stimme bestätigt ihr Mund die Rechte und Privilegien des Landes, ihre Hand überreicht den Beglückten das Diplom darüber; das war die grosse Kaiserin, nach deren Haupte rohe Hände tasteten, um vom selben Kronen herabzureissen, das war die schwache Frau, die, von Stürmen umbraust, von Wogen umbrandet, wie ein Leuchtthurm dastund, dessen Licht die Feinde blendete, die Freunde aber mit einem Hoffnungsstrahle erfüllte. Jeder Zoll an ihr eine Königin. Die Kaiserin besichtigte nach der Huldigung die Klöster und Kirchen von Linz, in Gesellschaft ihres Gemahles, des Grossherzogs Franz, das Stift St. Florian, Lambach, den Traunfall, machte auf einem Kahne eine Fahrt nach Steyeregg, urn daselbst die Gebräuche einer Hochzeit im Donauthale mitanzusehen; am 3. Juli erfolgte die Abreise der höchsten Herrschaften von Linz auf einem grossen Holz schiffe donauabwärts nach Wien. Diese feierliche Huldigung war die letzte, die in Linz geschehen, es schien, als wäre mit der scheidenden Kaiserin Maria Theresia auch der Glanz der einstigen Fürstenburg von Linz erblichen. Der Brand von 1800 vernichtete die mittelalterlich gezackte und gezinnte, gethürmte und geerkerte Kaiserburg der Herrscher Oesterreichs ; mit dem letzten Funken erlosch auch die ganze frühere Herrlichkeit und Bedeutung. Ein nüchterner Kasernenbau, der nur noch durch seine gewaltigen Massen imponirt, erstand auf dem Schlosshügel von Linz. Wohl auf der ganzen Stromstrecke der Donau von Passau bis Pest fände sich kein geeigneterer Punkt zur Anlage eines neuen oder Restaurirung des gegenwärtigen Schlossbaues, als eben der Hügel, auf dem jener thront, mit seinem unvergleichlichen Ausblicke auf den Strom^ der Nibelungen und seine malerischen Ufergelände. Mit den Wellen fliesst auch dieser fromme Wunsch eines Linzers dahin; wo fände sich der fürstliche Mäcen, der das in seiner Geschichte so interessante, von keinem Blute befleckte, von keiner Frevelthat entweihte Linzer Schloss in seinem früheren Glänze erstehen Hesse ? L>ie Zeiten sind ja auch in Linz vorüber, in denen die Kärrner zu thun hatten, weil Könige bauten.

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