— 22 — hingen gepflogen, denen am 22. August obigen Jahres der berühmte «Passaiier Vertrag« und mit diesem der Frieden mit den Protestanten folgten. Ein Jahr hundert später — am 16. September 1645 — ward auf dem Schlosse hier der )'Linzer Frieden« geschlossen, dem die Pacification von Ungarn, mit ihr volle Religionsfreiheit und Autonomie in diesem Lande folgten. Aber nicht nur Friedens palmen, auch Myrthen umgrünten das alte Fürstenhaus. Auf dem Linzer Schlosse fand am 26. Mai 1521 unter grossen Feierlichkeiten die Vermählung des Erzherzogs, nachmaligen Kai.sers Ferdinand j von Oesterreich, mit der jagelionischen Königs tochter Anna statt; das »Bescheidessen«, welches Oesterreich von diesem Fest mahle auf goldener Schüssel heimtrug, bestand in kostbaren Gerichten, in den Königreichen Ungarn und Böhmen, die dem Reiche als Erbe anheimfielen. Vom r.inzer Schlosse drang der Lichtschimmer hinaus in die damals dunkle Zukunft der österreichischen Erbstaaten. Von hier zogen nach dem Hochzeitstage das fürstliche Ehepaar in Begleitung der Markgrafen Ca.simir, Johann und Georg von Brandenburg, des Herzogs Ludwig von Baiern, des kaiserlichen Orators Andre de Burgo und zahlreicher anderer Vor nehmen und Edlen nach dem Turnierplatze — heute Franz Josef-Platz — um Zeugen zu sein jenes berühmten Turniers, bei welchem der tapfere Sebastian von Losenstein, ein oberösterreichischer Ritter, mit seinem »Beedenhänder« (zweischneidiges Schlachtschwert) einem spanischen Maulhelden »in zwaien Straichen das Helmelein aufgehauen, losgeschlagen und hardt verwundt und gleich den Garaus hat machen wollen, was aber Ihre Majestät gesehen, laut aufgeschrien und nicht zugelassen haben«, wie es in der Originalurkunde im fürstlich Schwarzenberg'schen Archive in Wittingau heisst. Im Jahre 1526 wurde auf dem Linzer Schlosse dem Kaiser die Tochter Elisabeth, nachmalige Königin von Polen, geboren, und Freunden einer poesie vollen Romantik diene zur Kenntniss, dass am 14. Juni 1529 Erzherzog Ferdinand von Oesterreich, der spätere Gemahl der schönen Patriciertochter Phllippine Welser von Augsburg, auf dem Linzer Schlosse das Licht der Welt erblickte. Für Kaiser Friedrich III. ward das Linzer Schloss ein Asyl der Ruhe. Seit Jahren hatte er daselbst in stillster Zurückgezogenheit gelebt; bei Tage beschäftigte sich der »alte Kaiser«, wie dieser im Volksmunde hiess, mit Alchymie, da es ihm während seiner Kriege und Fehden so oft an Geld gemangelt hatte, und bei Nacht guckte er so gerne von seinem Schlossthurme nach den Sternen des Himmels aus, weil ihm auf Erden während seines langen Lebens kein Glücksstern geleuchtet hatte. Am 19. August 1490 schloss der greise Kaiser Friedrich III, in seinem 79. Altersjahre, im 54. seiner Regierung, nach einem vielgeprüften Leben seine müden Augen zum ewigen Schlummer. Er hatte Linz so geliebt, daselbst wollte er auch sterben. Sein Herz hat er in Linz zurückgelassen, das heute eine Marmortafel in der Stadtpfarrkirche deckt. Sein Leichnam ruht im rothmarmornen Sarkophag im Kaiser-,oder Theklachore der Stephanskirche in Wien, welcher heute noch einen der grössten Kunstschätze dieses Münsters bildet. Der Kaiser selbst hatte dieses Denkmal noch bei seinen Lebzeiten durch den berühmten Steinmetzmeister Nikolaus Lerch aus Leyden beginnen lassen. Doch der Meister starb zu gleicher Zeit mit dem Kaiser und erst Kaiser Maximilian I. Hess das Denkmal 1513 durch Meister Mathias Dichter t^eenden und den Leichnam seines Vaters in selbes über tragen. Auch Kaiser Maximilian I., der letzte Ritter, weilte gerne auf dem Schlosse zu Linz und bewies durch eine daselbst vorgenommene Dichterkrönung des Longinus Eleutherius (eigentlicher Name Vincenz Lang aus Freistadt in Schlesien), wie sehr er Künste und Wissenschaften zu schätzen wusste. Conrad Celtes, der berühmteste Wiener Humanist seiner Zeit, war unter den Festgästen, die vor dem Kaiser und seiner Gemahlin ein dramatisches Spiel aufführten. Zur Zeit des Erbfolgekrieges unter Maria Theresia zog eines Tages — am 14. September 1741 — einmal ein ungeladener Gast in das Kaiserschloss von Linz ein. Kurfürst Karl Albert von Baiern war es, dessen Stabstrompeter den Ständen von Linz einen 50 Bogen langen Commentar des vermeintlichen bairischen Erb rechtes an Oesterreich vorgelesen hatte. Am 2. Oktober, nach einer feierlichen Parade, war der Staatsact der Huldigung, die unter den Gewehrkolben der in Linz eingezogenen Baiern und den Bajonnetten der Franzosen einer erzwungenen auf ein Haar ähnlich sah. Im selben Rittersaale des Linzer Schlosses, wo anno 1609 die Stände des Landes ob der Enns dem Kaiser Mathias, im Jahre 1732 dem Kaiser Karl VI. als angestammten Herrscher gehuldigt hatten, sehen wir jetzt den fremden Kurfürsten auf dem goldenen Thronsessel sitzen, einen herrlich in Gold gestickten Mantel um die Schultern, einen Hut voll weisser Straussfedern auf dem Haupte. Vor ihm
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