Linz a.d. Donau - culturhistorisch und topografisch geschildert

— 11 — damaligen Verhältnisse »gut bestallter Lehrer« der Mathematik wirkte. Heut findet die Jugend aller Stände vollauf Gelegenlieit, ihren Wissensdurst an den Quellen von Linz zu stillen. Wir sehen Hunderte von Studiosen mit den alten Klassikern unterm Arme nach dem prächtigen Neubau des Staatsgymnasiums wandern und abermals Hunderte mit Zirkel und Zeichenblock nach der Oberrealschule ziehen. Wiss begierige Jungfrauen schreiten nach dem Mädchenlyceum hinab, und die Jünger Merkurs steigen zur Handels-Akademie hinauf; Lehrlinge und Gesellen bereiten sich in der Staats-Handwerkerschule auf ihr Meisterstück vor. Aus dem Pädago gium gehen jene Lehrer und Lehrerinnen hervor, welche den Tausenden der Volks- und Bürgerschüler von Linz und des Landes die Grundelemente von A bis Z beibringen sollen, die, in Verbindung mit Religion und Moral, dem Menschen der Gegenwart und der Zukunft den Weg durchs Leben bahnen, ihn stählen für den von Tag zu Tag härter werdenden Kampf ums Dasein. Die schönen Künste, wie Musik, Malerei, finden vortreffliche Pflege im Kloster der ehrwürdigen UrsuHnen zu Linz, die Schulen des Musikvereines haben ihr Renommee seit länger als einem halben Jahrhundert bewahrt. Gegen 170 Vereine und Genossenschaften fördern Kunst, Wissenschaft, Religion und Nächstenliebe, Handel und Verkehr, Gewerbe und Industrie, körperliche Gesundheit und Kraft, Politik und Geselligkeit. Als Heimstätte für Geschichte und Culturgeschichte der Stadt und des Landes Oberösterreich gilt das Museum Francisco-Carolinum, dessen an betreffender Stelle ausführlicher gedacht wird. Die städtischen Behörden sind bestrebt, durch gemeinnützige Anstalten, wie Errichtung von Schulen, Krankenhäusern, Canalbauten, Strassenanlagen, Wasser leitung, Stromregulirung und dergleichen, das Wohl der Stadt zu fördern; doch ohne Kummer und Sorge geht es nicht ab, denn eine Provinzstadt ist auf sich selbst angewiesen, und wo der Beutel der Steuerzahler nicht mehr ausreicht, wo die Kraft des kleinen Bürgers aufhört, da beginnt der Uebel grösstes — die Schulden. Es ist leicht verzeihlich, dass die Väter der Stadt am erwähnten Jubiläumstag 1890 nicht festlich-heiter gestimmt waren; vielleicht oder gewiss ge dachten sie des grossen Todten — an Kaiser Friedrich III., den Gönner und Wohlthäter seiner Lieblingsstadt Linz. Das landschaftliche Bild von Linz und .seiner Umgebung, dem der rührige Verschönerungsverein die lieblichsten Töne verleiht, sei an anderer Stelle entrollt, um Wiederholungen zu vermeiden. Es wird in seinem vollen Reize gewiss dazu beitragen, den Gesammteindruck der Landeshauptstadt von Oberösterreich bei dem Fremden zu einen angenehmen zu machen und der schönen, freundlichen Donaustadt ein ehrendes Gedenken zu verschaffen ; möge es den Wunsch erregen — »auf Wiedersehen«.

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