— 10 — schön langsam voran. So konnte der bekannte österreichische Tourist KYSELAK, der die einsame Csarda in den Puszten Ungarns, die Tempel Italiens und die Bestungen Preussens, die Burgruinen Württembergs und die Schlösser von Sachsen mit seinem Namen beschmierte, bei einer Donaufahrt von Passau bis Wien wahr nehmen, »dass zum Lobe des Magistrates und der Einwohner von Linz sich die Reinlichkeit und Zierde in der Stadt immer mehr hebt«. Kyselak meint das Linz aus anno 1825, sähe er die Stadt heute, so könnte er mit Recht sagen: »Linz ist eine Stadt, die sich gewaschen hat«. Bei den grossen Summen, welche die Reinigung der Stadt verschlingt, sollte es auch gar nicht anders sein. Nach den europäischen Völkerkriegen wurde das Schwert in die Scheide gesteckt. James Watt, der Mechaniker von Greenrok, meinte, dass die Menschheit das Eisen, die edle Gottesgabe, zu etwas Besserem benützen könne, als zu Massenschlächtereien. Seine verbesserten Dampfmaschinen begannen auch in Linz zu brodeln und zu kochen. Die »Ordinari«, das riesige Holzschiff, welches anno dazumal das einzige Verkehrsmittel auf der Donau ab Ulm, Regensburg, Passau und Linz nach Wien war, wurde von einer ungeahnten Concurrenz in Bezug auf Schnelligkeit und Be quemlichkeit auf Tageslänge überholt und bald ganz bei Seite geschoben. Am 17. September 1837 langte das Dampfboot «Kaiserin Maria Anna«, von Wien kommend, in Linz an, und im Frühjahre 1838 landete das baierische Boot «König Ludwig I.« Die Dampfpfeife schrillte in die behäbige Stille der Donau stadt hinein, die von diesen Tagen an eine Hauptstation der österreichischen und Dairischen Dampfschifffahrtsgesellschaften wurde. Den Fremden sei an dieser Stelle erwähnt, dass LinzTdie älteste Bahnstation der Monarchie, die Zweitälteste des europäischen Conlinentes ist. Am i. August 1832 wurde nämlich die Pferde-Ei.senbahn von Linz nach Budweis für den Personenund Waarenverkehr eröffnet und im Jahre 1836 die Strecke von Linz nach Gmunden angereiht. Nürnberg ward 1835 durch eine Lokomotivbahn mit B'ürth verbunden. Vom Jahre 1858 ab sehen wir den Kulturpflug, die Lokomotive, auch von Linz aus seine Furchen nach allen Richtungen hin ziehen; seit 1852 schrillte ihre Pfeife schon auf der Strecke Linz-Gmunden der ehemaligen Pferdebahn. Die Staatsbahn verbindet heute die Donaustadt mit Wien im Osten, mit Salzburg und Baiern im Westen, mit Budweis und Böhmen im Norden, mit Graz und der Meeresküste im Süden. Linz ist dadurch in den Weltverkehr einbezogen. Die Localstrecke der Kremsthalbahn zieht am weltberühmten Jodbade Hall und dem altehrwürdigen Benediktinerstift Kremsmünster vorüber nach dem Herzen des Hochlandes von Oberösterreich, wo schon der Firnschnee glänzt; die Mühl kreisbahn verbindet das Hinterland am linken Ufer der Donau, wo der Böhmer wald dunkelt und seine Vorschübe herabsenkt, mit Urfahr-Linz. Ein Blick auf den Donau-Quai und seine durch Baggermaschinen unterstützten Stromregulirungsarbeiten wird den Beschauer überzeugen, dass Linz im Momente des Ueberganges zu einer lebhafteren Handelsstadt begriffen ist. Der Umschlag platz ist im Bau, der Linz zu einem Centraipunkt der westlichen Staatsbahnen und zu einem Stapelplatz des"Handels Oesterreich-Ungarns mit Süddeutschland und der Schweiz machen soll und, wenn nicht alle Anzeichen trügen, auch machen wird; aber nicht allein zu Wasser, sondern auch zu Lande, in den Neuanlagen der Eisenbahn-Centralwerkstätten, erweitert die Hauptstadt ihr Handels- und Industrie gebiet. Gerade letzteres hat sich in jüngster Zeit durch Anlage von ausländischen Fabrikscolonien, namentlich bairischer und württembergischer Grossindustrieller — Frank's Feigenkaffeefabrik in Ludwigsburg, Krauss in München(Maschinenfabrik), Union (Zündhölzchen- und Wichsfabrik aus Baiern) — wesentlich ausgedehnt. Es beginnt ein frisches Leben zu pulsiren. Dampfer werden auf der renommirten »Linzer Schiffswerfte« gebaut, welche den stillen Bergsee in Oesterreichs Alpen und das sturmreiche »Schwarze Meer« befahren; Maschinen werden aufgestellt, von der pustenden Lokomotive bis zur geräuschlos arbeitenden Nähmaschine. Bier wird gesotten und Würste werden dazu fabricirt; Spiritus wird raffinirt, und Cichorienkaffee wird gebrannt; Liqueur wird destillirt, und die weltberühmten »Linzer Torten« werden dazu «gerührt«. Holz wird in der Dampfsäge «geschnitten«, Ziegel werden »geschlagen« und Bausteine »gebrochen«; belgische Blitzlampen leuchten über den Burgfrieden von Linz und über die Gemarkung des Landes weit hinaus; mit schwedischen Zündhölzchen der »Union« in Linz zündet sich in fernen Landen der Raucher sein Pfeifchen an, aus dem er Tabak aus der Linzer Hauptfabrik schmaucht. Aber nicht allein auf dem Gebiete der leiblichen, sondern auch der geistigen Kultur ist ein Aufschwung wahrzunehmen, der als sicherer Massstab für die stetige gedeihliche Fortentwicklung der Stadt zu gelten hat. Linz hatte einst eine »adeliee Schule«, in welcher der berühmte A«tr/-innm Tfennier oic Air\ fiii-
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