— 9 - Kaiser Friedrich III. wurde zum Gönner und Wohlthäier der Linzer. Laut Urkunde vom lo. März 1490 konnte er Linz »ain Hauptstadt unseres P'ürstenthums ob der Enns« nennen. An diesem Tage hatte der gütige Kaiser den Linzern »die Gnad gethan«, in Sigmund Gailanda den ersten Bürgermeister der Hauptstadt wählen zu dürfen. Der 400jährige Jubiläumstag — 10. März 1890 — ging zwar sang- und klanglos im Geräusche der Neuzeit vorüber, aber ein stilles ehrendes Gedenken bleibt dem edlen Gönner für alle Zeiten gesichert. Mit dem gewährten Rechte der Bürgermeisterwahl hat Kaiser Friedrich III. einen wichtigen Markstein in der Kulturgeschichte von Linz gesetzt und den Grund zur Entwicklung eines heule noch blühenden Gemeinwesens gelegt. Mit Kai.ser Friedrichs III. Sohne, Kaiser Maximilian I., endete das Mittelalter; er ging als "letzter Ritter« zu Grabe. Kaiser Maximilian I. war es, der den Linzern den Bau einer hölzernen Brücke über die Donau nach dem damaligen Fischerdörflein Urfahr erlaubte. Heute ist Urfahr zur Schwesterstadt von Linz herangeblüht, hat Leiden und Freuden mit diesem ehrlich getheilt. Linz ist nicht allein durch eigene Kraft und Arbeit in gesunden Tagen, sondern auch in der Schule der Leiden gross und grösser geworden. In den Jahren 1342, 1407, 1481, 1509 tind 1800 sehen wir die Stadt von Flammen umzingelt, in jedem Jahrzehnt vom Gewoge des entfesselten Stromes umbraust. Die Pest von den Jahren 1541 und 1713, die Hungersnoth von 1531 und 1816 setzten der Stadt hart zu und auch von Kriegsnoth blieb sie nicht verschont. Wir sehen das Heer der wilden Rebellen, der aufrührerischen Bauern, im Jahre 1626 unter Stefan Fadinger, dem Oberhauptmann der »christlich-evangelischen Armee«, vor Linz anrücken; die Vorstädte lodern in Flammen auf, die Stadt seihst wird durch 16 Wochen hart belagert, von Hunger und Elend gequält und fast eine Beute der Verzweiflung. Im Erbfolgekrieg unter Maria Theresia, der grossen Kaiserin, sehen wir 1742 das österreichische Heer unter Leitung des Grossherzogs Stephan von Lothringen, (Temahls der Kaiserin, vor Linz aufmarschii'en. Genera! Khevenhüller sollte seine eigene Vaterstadt vom Erdboden vertilgen helfen, wie es im Kriegsplane gelegen. Linz sollte büssen für den Ehrgeiz eines Kurfürsten Karl Alfjert von Baiern, der mit seinen eingefallenen eigenen Truppen und den mit ihnen verbündeten Fran zosen den wehrlosen und überraschten Ständen von Linz die Huldigung als »neuer Landesherr und Herrscher von Oesterreich« abgezwungen hatte. Bei dem Bom bardement loderten 189 Häuser in Flammen auf, und im Thurme der Karmelitenkirche von Linz steckt heute noch im südlichen Mauerwerk eine der 200 Bomben aus österreichischen Geschützen, welche das von den Franzosen besetzte Kloster gebäude zum Theil in Trümmer legten. Der Uebermacht der Oesterreicher weichend und von den Furien des eigenen bösen Gewissens gejagt, zogen Baiern und Franzosen ohne weiteren Kampf von Linz ab. Ein halb Jahrhundert später kehrten sie unter dem Usurpator Napoleon I. wieder. Was Linz zur Zeit der Franzoseninvasionen 1800, 1805 und i8og an Einquartierungen, Contributionsqualeri und sonstigem Edende erduldet, das füllt ein langes Kapitel in der (ieschichle (Oesterreichs, die vom beispiellosen Opfersinne der Völker Her gesammten Monarchie — Linz und Überösterreich darunter — zu erzählen weiss. Was Linz an historischen Denkwürdigkeiten aus den glorreichen Zeiten der Habsburger, von Kaiser Rudolf T. angefangen bis in unsere Gegenwart unter der Regierung Seiner Majestät des Kaisers und Königs Franz Joseph 1., zu registrireu hat, das ist bei den betreffenden Baudenknialen aus alter und neuer Zeit erwähnt; an diese und namentlich an das Schloss(Seite 21)knüpfen sich ja die historischen Erinnerungen. Vor unseren Augen entrollt sich ein anderes, das letzte Bild; VI. Linz in der neuesten Zeit. Die Entwicklung von Linz in Bezug auf Bauten und seine räumliche Er weiterung fällt mit dem Beginne des gegenwärtigen neunzehnten Jahrhunderts zu sammen. Am 15. August 1800 verheerte nämlich ein furchtbarer Brand das Schloss, die Altstadt mit dem Landhause, das ganze Viertel zwischen der heutigen Klüsterstrasse und Hofgas-se. Doch dieses Unglück blieb nicht lange auf den Gemüthern der Linzer haften, die in Freud' nicht übermüthig. im Leid nie verzagt waren. Wir sehen tausend rührige Hände den Schutt wegräumen, die starren Mauern brechen, die beengenden Thore sprengen, Wälle dem Erdboden gleicbinachen, (iräben ausfüllen, was krumm gewesen, gerade inachen, was uneben war, aus gleichen. Es wurde Raum geschaffen für eine des Landes würdige, ihrer reizen den Umgebung auch angepasste Hauptstadt. Als nach dem Sturze Napoleons der Völkerfrieden im Reiclie einkehrte, als es ruhig wurde hüben und drüben, da ging es auch mit Linz, den damaligen behäbigen Zeitverhaltnissen entsprechend, freilich
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