Linz a.d. Donau - culturhistorisch und topografisch geschildert

es doch jetzt babenbergisch, gnt österreichisch, und letzteres ist es bis heute ge blieben. In den ruhmvollen Zelten der Babenberger ward Linz ein wichtiger Stations platz der Kreuzfahrer und gelangte, gleich allen übrigen namhafteren Orten an der Donau, der wichtigsten Wasserstrasse, bald zur Bedeutung eines Hauptplatzes des damaligen europäischen Handels. Wir schauen im Geiste die zahlreiche Flotte der Kreuzfahrer, welche im Mai 1147 vor Linz landete, Kaiser Konrad ITL, die Bischöfe von Passau, Regensburg und Freising, ungezählte Volksschaaren, nebst 70,000 gepanzerten Rittern, zogen damals nach dem Oriente. Im Mai ii8g sehen wir abermals die Heerscbaaren an Linz vorüberziehen. Die Fahne des römischdeutschen Reiches flattert von dem prächtigsten der Schiffe in die Morgenlüfte hinaus. Ein siebzigjähriger Greis in glänzender Ritterrüstung, von einem langen Purpurmantel umwallt, ragt aus der Menge hervor. Auf dem Haupte trägt er einen kronenarligen Helm; vom würde vollen Antlitz, voll Ernst und Milde, fliesst ein langer, röthlicher, stark mit Weiss durchzogener Bart auf die starke Brust herab, deren Panzer das rothe Kreuz schmückt. »Kaiser Friedrich, der Rothbart, lobesamc ist es, der »zum heiligen Grab gezogen kam«. Es ist das Jahr 1236. Wieder sehen wir ein zahlreiches Hoer vor Linz Halt machen. Ritter und Reisige tragen aber nicht mehr das Kreuz auf der Brust, sondern Hass in dieser und das Racheschwert in der Hand. Das Achtheer ist es, welches gegen Herzog Friedrich, den Streitbaren, der mit Kaiser und Reich in Händel gerathen, zu Felde zog. Linz sollte der erste Ort in österreichischen Landen sein, der den Fehler seines Herrn und Fürsten zu büssen hätte. Linz war damals schon ein wehrhafter Platz, hinter seinen Mauern und Thürmen schlugen tapfere Bürgerherzen, die trotz harter Belagerung ihrem rechtmassigen Herrn und Fürsten treu blieben. Linz blieb unbezwungen, gut babenbergisch und österreichisch. Herzog Friedrich belohnte diese Treue des Ortes durch die 1241 erfolgte Er hebung von Linz zur Stadt. Brief und Siegel darüber empfing sie erst ein Jahr hundert später. Mit Herzog Friedrich, der als streitbarer Held seinen Tod auch auf dem Schlachtfelde 1246 gefunden, erlosch das glorreiche Herrschergeschlecht der üabenberger in Oesterreich. Ein anderes Zeitbild, wohl das interessanteste und schönste der Stadtgeschichte, entrollt sich : V. Linz unter den Habsburgern. Es ist der Morgen des 10. October 1376. Geharnischte Ritter und Reisige stehen in grosser Zahl vor den Thoren von Linz; wieder Hattert das Banner des deutschen Reiches in den frischen Lüften. Unter diesem Hoheitszeichen sitzt ein Mann von etwa sechzig Jahren hoch zu Rosse; majestätisch ist seine Gestalt, edel und schlank die Form seiner Glieder. Unter der hohen gewölbten Stirne blitzen ein Paar blaue Augen in feurigem Muthe; eine kühn gebogene Adlernase überragt den Mund mit der etwas vortretenden Unterlippe. Kaiser Rudolf von Habsburg ist es, der nach dem Tode des letzten, ohne Erben und Testament verstorbenen Baben bergers im Namen des deutschen Reiches gerechten Anspruch auf die österreichi schen T.,ande machte. Gundaker von Starhemberg, Konrad von Summerau, Ulrich von Kapellen und zablreiche andere Edle des Landes begrüssen ehrfurchtsvoll den grossen Ahnherrn der nachmals so berühmt gewordenen Dynastie. Die Thore der Stadt — der ersten, die Kaiser Rudolf von Habsburg als neuen Herrn der österreichischen Lande empfing — standen angelweit offen, die Herzen ihrer Bewohner auch; Linz blieb von diesem Tage an — es sind seither 615 Jahre verflossen — gut habsbitrgisch und ist es heute noch. Innig verknüpft blieb Linz von nun an mit dem allmählig zu einer riesigen Grösse heranwachsenden Habsburgerreiche und dessen Geschicken. Von seinen neuen Landesfürsten mit mancherlei Rechten und Vorrechten, mit Jahrmärkten, mit Freiheiten und Befugnissen bedticht, begann Linz den friedlichen Wettkampf um den Vorrang vor seinen Nachbarorten. Das nahe Enns war ja als Lauriacum der Römer schon im Alterthume eine blühende Colonie, im Mittelalter, zur Zeit der Ottokare . von Steyer, ein berühmterer Handelsplatz als Wien. Wels war schon 1128 eine dem Bisthume Würzburg zugehörige Stadt von grossem Reichthume, und Steyer, die Residenz der mächtigen Ottokare, glänzte durch den Hofhalt eines Fürstengeschlechtes zu einer Zeit, als Linz noch im Dunkel der Geschichte begraben lag. Doch die Vorfahren, zähe wie die Weiden am Donaustrand, begannen zu ringen, zu hauen und zu bauen, zu holzen und zu holzen am Stadtgebäude; der Siegespreis ward ihnen zu Theil.

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