oben den Grad der Begeisterung oder der Erschütterung derer da unten anzeigten; wie das z. B. in Kindervor¬ stellungen immer wieder erlebt werden kann. Ein abends leeres Theater ist eine Art Mordversuch an uns — und sollte scharf bestraft werden, an denen, die so gewissenlos waren, der kultischen Handlung fern¬ zubleiben! Jedenfalls kriegen wir, sofern wir oben in der Uebermacht sind, nicht übel Lust, uns zu rächen an diesem grausamen Schicksal indem wir es nicht mehr ernst nehmen. Und das wird dann schlimm. Dabei brauchen uns die Menschen, um zeitweilig zu sich zu kommen oder über sich hinaus zu gelangen; sie brauchen uns — als Diener am Werk der Dichter, die uns gemeinsam in die Tiefen und auf die Höhen des Lebens führen. Und wir brauchen die Zuhörschauer zu genau demselben Zweck: um zu uns selbst und darüber hinaus zu kommen. Ein Theaterabend soll ein ununter¬ brochenes gegenseitiges Geben und Nehmen aus vollen Händen des Gemütes sein! Drum hört: Wer nicht fleißig ins Theater geht, hat den unermeßlichen Schaden, den er dadurch unsrer Seele zufügt, zu verantworten; wie er auch den ebenso un¬ ermeßlichen, der ihm dadurch an seiner eigenen Seele erwächst, sich selber zuzuschreiben hat! Verstanden? Also: Kommt! Spielt mit uns! Laßt mit euch spielen! Laßt euch auch im neuen Jahr was vorspielen von uns! Aber nicht bloß vorspielen! Sondern tut dann kräftig und von Herzen mit! Zu eurem und zu unserm Heil! Es ist doch das Schönste auf dieser Welt, mit Kindern jung zu sein. Ewig jung. Unsterblich. Denn das sind wir allesamt. Wenn wir auch sterben müssen. Was uns gar nicht interessiert. Wenigstens uns Schauspieler nicht. Denn wir sind schon so oft gestorben, daß es uns auf ein Mal mehr oder weniger wirklich nicht mehr ankommt. Seht ihr: So denken, so fühlen, so sind - Schauspieler! Leichtfertig? Nie fertig. Immer lernen wir. Aber nicht etwa bloß Texte. Sondern: Was ist der Mensch? Was das Leben Und allmählich kommen wir dahinter. Der Mensch ist ewig auf dem Wege zu sich selbst, — ewig auf dem Wege zu seinen Mitmenschen. Und das Leben ist schwer, aber schön. Es beutelt und glüht und härtet und stählt uns. Und jeder soll am Schluß seines Lebens etwas ganz Reines geworden sein; die Frauen¬ Perlen; die Männer — Diamanten. Es lebe der Mensch! Es lebe das Leben! Steyr, im Dezember 1940. Erwin Dorow. — Sitz-Plan Stadt-Theater Steyr Bühne Orchester-Raum Orchester Sitze 214.56 2. 3 575 Sperrsitze 17 292 229 123 50 Parterre 22 23 25 123 .. 56 75 Stehplatz Mittel Mitte Balkon Balkon 1seGalerie-Sitze Galerie-Sie 1715 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 Herausgegeben im Auftrage der Intendanz des Stadttheaters Steyr: Erwin Dorow, Dramaturg, Steyr. — Druck und Verlag: Vereins¬ druckerei Steyr. Verantwortlicher Verlags- und Anzeigenleiter: Rud. Hasenknopf, Steyr, Adolf Hitler-Platz 2. — Druckauflage 1940/41 mindestens 12.000.
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