Stadttheater Steyr

Luftschutz-Anordnung. Bei Luftschutzwarnung ist den Ordnern unbedingter Gehorsam zu leisten Alle im Theater befindlichen Personen gehen, ohne zu drängen: vom Parterre... durch Ausgang Parterre rechts von den Logen ... durch den Ausgang im selben Rang 1. Stock rechts von Balkon und Galerie... durch den Ausgang im selben Rang 2. Stock rechts in den geräumigen und sauber gehaltenen Luftschutzraum! Ein Benützen der Theater-Rangstiegen in solchen Fällen ist unbedingt verboten; auf diese Art darf weder der Parterrebesucher mit dem Logenbesucher oder Galeriebesucher zu¬ sammentreffen. Nur so ist in kürzester Zeit jeder in beste Sicherheit zu bringen. re DRUCKSACHEN arbeitet formschön die VERENSDRUCKEREISTER Der Schauspieler hat sich dazu entschieden, von Beruf ein Mensch zu sein — oder doch zu werden Ein Mensch zu bleiben. Von Beruf! Drollig, was? Nichts haßt er so, wie sich festzulegen oder vom Leben festgelegt zu werden. Nichts ist ihm so grauenhaft wie der Gedanke, daß all die vielen Möglichkeiten, die in jedem Menschen stecken, dadurch verkümmern müssen, daß man sich entschließen soll, eine einzige zu wählen. Er will frei umherschwärmen durch alle Berufe, heute Kaiser, morgen Verbrecher, übermorgen Heiliger sein. Heute ein Schurke, morgen triefen von Edelmut. Er will heute jung sein, morgen alt, heute arm, morgen reich. Er will spüren, daß er lebt! Er will sich ver¬ wandeln, sein Leben lang. Sich unaufhörlich entwickeln. Schale um Schale bilden wie eine Zwiebel. Blatt um Blatt entfalten wie eine Rose. Immer ein andrer sein und immer derselbe. Und dadurch immer mehr er selbst. Der Nie=zu=fassende — und doch der Immer=da seiende. Also eigentlich — ein Gott. (Hier wird die Mystik dieses seltsamen Berufs offenbar, der mit seinen Wurzeln tie hinabreicht ins himmlische Erdreich der Religion und des Kults!) Denn der zuletzt unfaßbare, nie ergreifliche Schau¬ spieler — vom Publikum ständig durch die Rampe ge trennt er muß ganz, er muß hundertprozentig dasein: wenn das tempelfeierliche Gong ertönt. Ach, das ganze Sein des Schauspielers liegt im Schein und vollzieht sich in diesem Zur=Schau=spielen, in diesem Spiel, — mit dem es ihm verdammt ernst ist, auch wenn es sich um ein heiteres handelt. Er ist und bleibt zeitlebens ein Kind. Und hat deshalb die sicherste Anwartschaft, einmal wirklich weise zu werden. Darum kann man Schauspieler lieben wie Kinder Darum lassen sie sich lieben wie Kinder. Darum müssen sie auch behandelt werden wie Kinder: streng und gütig, aber vor allem gerecht, Und so muß denn jeder Intendant in erster Linie was sein? Ein gelernter und geübter Vater Jedes Theater hinter dem Vorhang ist eigentlich ein Kindergarten für große Kinder. Womit auch erklärt ist, warum es in jedem Theater tagsüber so laut zu geht. Der Friedhof ist das Gegenstück zum Theater. Jedes Theater vor dem Vorhang sollte eigentlich dasselbe sein: kein Friedhof, sondern ein je nachdem fröhlicher oder ernster Spielgarten für solche Menschen, die mit uns einig darin sind, daß man einen unüber¬ windlichen Abscheu davor haben muß, als „Erwachsener zu gelten. Die vor dem Vorhang sollen zumindest wieder werden wie die Kinder. (Wenn auch nicht unbedingt so laut. Obwohl ich grundsätzlich gar nichts einzuwenden wüßte gegen Zwischenrufe aus dem Publikum, die uns

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