Porträts von ehrenhaften Bürgern War Adalbert Stifter beim Beginn der historistischen Neugestaltung 1853 noch die treibende Kraft, zog er sich in den folgenden Jahren von diesem Unternehmen zurück. Umso mehr spiegeln sich in der Gesamtheit der Umgestaltungen die gesellschaftlichen Verhältnisse von Steyr wieder. Diese soziologische Dimension verleiht dem Bau einen speziellen Denkmalcharakter, dessen lebendigster Beweis das sogenannte„ Votivfenster" (1) bildet , das 1893 von einem bürgerlichen Kollektiv gestiftet wurde. Ein fiktives 900-Jahr-Jubiläum der Stadt und ein 500-Jahr-Jubiläum des städtischen Bürgercorps wurden zum Anlass für die Stiftung genommen. Im oberen Fensterbereich wird die Übergabe des Rosenkranzes an den hl. Dominikus durch Maria gezeigt , flankiert von den hll. Ägidius und Michael. Über den drei Patronen der drei Steyrer Kirchen sieht man die Auferstehung Christi. Der untere Bereich bleibt ganz der Selbstdarstellung der Stadt und ihrer führenden Exponenten vorbehalten. Anregung für dieses Stifterbild war das Votivfenster im Linzer Dom. Das Steyrer W A h • Fenster geht jedoch appentür, ussc mtt mit dem Nebeneinander von idealisierter Wiedergabe des Religiösen und fotografischem Realismus von Porträts und Stadtansicht deutlich über sein Vorbild hinaus. Diese Facette bürgerlicher Selbstdarstellung belegt als Dokument des Gemeinschaftsdenkens eindrucksvoll die Verbundenheit der Steyrer Bürger mü ihrer Stadtpfarrkirche. Heidnische Mythologie und freche Fratzen In der Stadtpfarrkirche sind mehrere Werke spätgotischer Eisenkunst erhalten, deren Bedeutung weit über die Grenzen Oberösterreichs hinausreicht. Als Auftakt dazu sind die beiden rot gestrichenen Beschlagbänder (Abb. S. 3) des östlichen Südtores (J) zu nennen. Ein waagrecht angeord18
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