Festschrift St. Ulrich 1991
22 dienstete angestellt und wenn es die Not erfor- derte, wurde schonungslos auch das bischöfli- che Vermögen herangezogen. Das Leben des Bischof Ulrich verband Vergei- stigung und Weltlichkeit: zur Teilnahme an Hoftagen und Tafelrunden verpflichtet, hatte er Freude an prachtvollemAufwandund zeigte dies auch bei der Gestaltung der Liturgie zur Ehre Gottes. Anderseits führte er aber asketi- sche Übungen aus und soll nach Mönchsregeln gelebt haben. 973 - nach genau S0jährigem Bischofsamt - verstarb Ulrich. ,,Der größte Deutsche Bischof" - wie ihn die liturgische Kommission der Deutschen Bischofskonferenz nennt - ist im Münster St. Ulrich und Afra, dessen Bau ein großartiges Werk der Spätgotik und Renais- sance repräsentiert, beerdigt. 993 wurde Ulrich in der ersten förmlichen, prozessual vorberei- teten Kanonisation durch den Papst heiligge- sprochen, während bis dahin Patrone durch Diözese und Klöster gewählt wurden. Im Spätmittelalter wurde der Heilige Ulrich zu einem oft angerufenen, volkstümlichen Hel- fer. Mit seiner Person verbinden sich einige Bräuche: so soll das Wasser aus den Ulrichs- brunnen, die durch Fürbitte des Bischofs ent- sprungen waren, gegen Augenleiden helfen. Wenn ein Erkrankter aus dem Meßbecher des Heiligen Ulrich trinkt, verschwindet das Fieber. Viele Orte im deutschsprachigen Raum erhiel- ten den Namen des großen Heiligen. Dr. Doris Fanta Anmerkungen zur Restaurierung der Pfarrkirche von St. Ulrich/Steyr Früher sagte man, daß fast jede zweite Genera- tion einmal die Verantwortung für eine Kir- chenrenovierung tragen müsse. Und wirklich, bis noch vor gar nicht so langer Zeit lagen bis zu 70 Jahren zwischen den einzelnen Renovie- rungen. Entscheidungen, die getroffen wur- den, Veränderungen, die vorgenommen wer- den mußten, hatten damit ein besonderes Gewicht. Heute haben sich die Abstände sehr verringert und es geschieht nicht selten, daß eine Genera- tion wiederholt mit dem Auftrag zur Renovie- rung betraut wird. In St. Ulrich wurden in monatelanger Arbeit die Schäden in der Pfarrkirche repariert. Dies geschah- mit großer Umsicht und Behutsam- keit. Die Bänke wurden nicht wie vielerorts einfach weggeworfen, die Leuchter nicht ein- fach neu vergoldet, damit sie wieder ganz be- sonders glänzen, und die Ausstattung wurde fachgerecht und nicht billig restauriert. Nach der geleisteten Arbeit könnten in St. Ulrich wieder 70 Jahre vergehen bis die nächste Reno- vierung notwendig werden könnte . Kirche reparieren oder renovieren bedeutet aber mehr. In allem, was wir gestalten, von un- serer Handschrift über unsere Kleidung und Manieren bis zur Wohnung usw. hinterlassen wir Spuren von uns selbst . In allen diesen Din- gen steckt etwas von uns und es gibt Leute, die
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