Festschrift St. Ulrich 1991

nannte Raumschale oder Raumhaut. Dazu ge- hören alle unverputzten oder verputzten Wandflächen und in weiterer Folge auch der Fußboden und die Fenster. Es gehörte zum künstlerischen Gesamtkonzept der Gotik, auch diese Bereiche besonders zu gestalten. Die Befundung der Wandflächen durch den RestauratorJosef Wintersteiger haben ergeben, daß auch Teile der St. Ulricher Kirche ausge- malt waren. So wurden im Presbyterium Reste gotischer Dekorationsmalerei gefunden, die offensichtlich bei der neugotischen Ausma- lung durch Anton Stern imJahr 1889-91 in eini- gen Varianten nachempfunden wurde. Auf Grund finanzieller Erwägungen wurde aller- dings auf eine Freilegung dieser Wandmalerei- fragmente verzichtet. Es liegt an der Zerbrechlichkeit des Materials, daß uns heute nur noch ganz wenige, original gotische Glasmalereien erhalten geblieben sind. In St. Ulrich waren vermutlich sehr schö- ne bemalte Chorfenster und vielleicht sogar Langhausfenster vorhanden. Wiederum ist es ein Verdienst der Neugotik, zumindest einen kleinen Eindruck von der großartigen Licht- wirkung bemalter Glasflächen zu geben. In St. Ulrich wurden 1882 zuerst die zugemauerten Chorfenster freigelegt und mit Glasmalerei versehen. 1898 wurden dann auch die Lang- hausfenster neu gestaltet. Während die Chor- fenster künstlerisch nur wenig Wert besitzen, sind die beiden bemalten Langhausfenster an 17 der Südwand von ausgezeichneter Qualität: Dargestellt ist im linken Fenster „Christus in der Werkstätte seines Vaters" und rechts der 11 Heili- ge Isidor als Wanderer" (siehe Umschlag-Rück- seite). Beide Darstellungen sind mit reicher neugotischer Baldachinarchitektur versehen . Ein Bezug zum nahegelegenen Damberg ist ebenfalls gegeben: bei der Kapelle hinter dem Hl. Isidor dürfte es sich um eine freie Interpre- tation der Laurenzikapelle handeln. Auch wenn es für die Feier der Liturgie nicht unbedingt maßgeblich ist, wie reich und prunkvoll ein Kirchenra\lm gestaltet ist, muß man doch aus kunsthistorischer Sicht mi t Wehmut darauf hinweisen, wie reich St . Ulrich einmal ausgestattet war. Nur mehr wenige Kunstgegenstände deuten heute noch darauf hin, was außer von der St. Ulricher Bevölke- rung vor allem durch die Äbte des Stiftes Gar- sten in die Kirche investiert wurde . Noch bis Mitte des vorigen Jhdts . zierte den Mittelteil des Hochaltares ein Spätwerk von Johann Carl von Reslfeld, welches der Garst- ner Stiftsmaler 1727 im Auftrag von Abt Am- bras I. anfertigte. Das heutige Hochaltarbild wurde 1852 gegen jenes von Reslfeld ausge- tauscht und stellt den Hl. Ulrich bei der Betreu- ung von Kranken dar. Noch erhalten geblieben sind auch vier schöne goldgefaßte Statuen des Steyrer Bildhauers Johann Michael Schuster von 1730, die von ihrer Ikonographie her in Be- ziehung zur Pestepidemie von 1713 stehen: - --~ --- . 1 ;.):, ._,,,;.

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